Fest im Belvedere 21

Kompromisslos feministisch: Kunstikone Valie Export ist 85

Am 21. Mai feierte Kunst-Ikone Valie Export im Wiener Belvedere 21 ihren 85. Geburtstag

Letzten Samstag feierte die Medien- und Performancekünstlerin, Filmemacherin und feministische Theoretikerin Valie Export ihren 85. Geburtstag. Das große Fest stand am Mittwoch am Programm, wo die wohl bekannteste und einflussreichste lebende Künstlerin Österreichs mit einem Event im Belvedere 21 gewürdigt wurde, das gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum und sixpackfilm veranstaltet wurde.

Ihr erstes Objekt war 1966 eine Zigarettenpackung mit ihrem Porträt und dem an die Zigarettenmarke "Smart Export" angelehnten Künstlernamen: Valie Export. Verpflichtend in Versalien geschrieben, sollte er als unübersehbares Statement wirken: Hier ist jemand ernst zu nehmen! Tatsächlich wurden in der Folge Aktionen wie das "Tapp- und Tastkino" (1968), bei dem sie ihre nackten Brüste betasten ließ, die im Schritt offene "Aktionshose Genitalpanik" oder "Aus der Mappe der Hundigkeit", bei der sie Peter Weibel an einer Hundeleine durch die Wiener Innenstadt spazieren führte, Ikonen feministischer Kunst und zur Inspiration mehrerer Generationen von Künstlerinnen.

Stella Rollig und Valie Export

Stella Rollig und Valie Export

© Tischler

"In einem Frauenhaushalt aufgewachsen"

Geboren wurde Valie Export am 17. Mai 1940 in Linz als Waltraud Lehner. "Ich bin in einem sogenannten Frauenhaushalt aufgewachsen", erzählte sie zu Jahreswechsel in einem APA-Interview über ihre frühe Prägung. "Meine Mutter war Kriegswitwe. Wir waren drei Schwestern, und unsere Mutter musste das Leben mit ihren drei Mädchen gestalten. Ihr Ziel war, dass jede ihre Töchter studieren kann, um einen besseren Start zu haben und ihr eigenes Geld zu verdienen. Mit diesem Gedanken bin ich aufgewachsen und erzogen worden - und diesen Gedanken wollte ich weitergeben." Wie wenige andere steht  Valie Export für die Einheit von gesellschaftlichem, künstlerischem und persönlichem Aufbruch.

Als die junge Frau, die nach der Klosterschule die Kunstgewerbeschule in Linz besuchte, mit 18 ein Kind bekam (sie nannte es Perdita, die Verlorene), heiratete sie. Doch schon bald brach sie mit ihrer bürgerlichen Existenz. 1960 zog sie nach Wien, studierte an der Höheren Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie Textildesign und fand Anschluss an die Künstlerkreise rund um die Wiener Gruppe, Art Club und "Strohkoffer". Aufgrund ihres "Lebenswandels" wurde ihr das Sorgerecht für ihrer Tochter (die später auch Medienkünstlerin wurde) entzogen.

Valie Export

Valie Export

© Tischler

Körperaktionen und Expanded Cinema

Im Umfeld des Wiener Aktionismus - sie war mit Peter Weibel, Hermann Nitsch und Kurt Kren Mitglied des von Otto Muehl und Günter Brus gegründeten "Wiener Instituts für direkte Kunst" -, dessen Frauenbild sie jedoch ablehnte, sorgte sie mit Körperaktionen und Expanded Cinema-Arbeiten auch auf den Chronikseiten der Zeitungen für Schlagzeilen. 1970 präsentierte sie in London ihre erste Videoarbeit "Split Reality", in der dreiteiligen Fernseharbeit "Das Bewaffnete Auge" setzte sie sich in den Dialog mit der Filmavantgarde, ihre Filme "Unsichtbare Gegner", "Menschenfrauen" und "Die Praxis der Liebe" wurden bei den Filmfestspielen in Berlin gezeigt.

An ihren grundsätzlichen künstlerischen Anliegen - "Körper, Konzept, Medien" - hat sich seither ebenso wenig geändert wie an ihrem Kampf für Emanzipation, die sich heute gegen einen gesellschaftlichen Backlash behaupten müsse, so die Künstlerin: "Es kommt wieder dazu, dass die Frauen kämpfen müssen. Das macht mich traurig und wütend, denn wir haben wirklich vieles gemacht."

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