Am Samstag werden die Salzburger Festspiele offiziell eröffnet und dabei steht auch gleich die erste szenische Oper am Programm
Das grausame Bild, das sich gleich zu Beginn von Händels Oper "Giulio Cesare in Egitto" (1724) bietet, wäre mit Rücksicht auf heutige Sensibilitäten eine Triggerwarnung wert. Nach dem Begrüßungschor für Caesar, den feierlichen Bekenntnissen zum Frieden, taucht ein abgetrennter menschlicher Kopf auf — der Kopf von Caesars politischem Gegner, dem Senatsliebling Gnaeus Pompeius Magnus.
"Giulio Cesare in Egitto"
Unversöhnliche Konflikte bestimmen die Dramaturgie von Giulio Cesare — ein ständiger Kampf, in dem jeder in unerwarteten Situationen existenziellen Bedrohungen ausgesetzt ist. Es gibt keine Sicherheitszone. Auch Kleopatra begibt sich in die männliche Welt der Machtkonkurrenz und setzt Gender als eine Waffe ein, die ihr in diesem regellosen Kampf einen Vorteil verschafft.
"Giulio Cesare in Egitto"
Es ist aufschlussreich, dass Caesars Arie „Va tacito e nascosto“, die den Modus Operandi des predator darlegt, in Händels Manuskript ursprünglich Kleopatra gehörte — die beiden sind in diesem Wettstreit gleichgestellt und bedienen sich der gleichen Techniken.
"Giulio Cesare in Egitto"
Für den Regisseur Dmitri Tcherniakov und die Dirigentin Emmanuelle Haïm ist dies die erste gemeinsame Produktion bei den Salzburger Festspielen. Leidenschaftliches Engagement und kompromisslose Kreativität machen die Zusammenarbeit der beiden (aus der 2024 bereits das einzigartige Gluck-Projekt "Iphigénie en Aulide — Iphigénie en Tauride" in Aix-en-Provence hervorgegangen ist) für alle Beteiligten wie für das Publikum gleichermaßen spannend.