"Untreue" dreht sich um eine unglückliche Frau Anfang 30.
Paulo Coelho erreicht Millionen. Was der brasilianische Autor ("Der Alchimist") auch schreibt, es ist todsicher ein Erfolg. Da ist es nur konsequent, dass sein neuer Roman "Untreue" schon mit dem Zusatz "Der neue Weltbestseller" und einer Startauflage von 200.000 Exemplaren auf Deutsch erscheint. Seine Leser wissen, was sie von Coelho erwarten können - und der 67-Jährige liefert verlässlich.
Gefühl des Verpassens
"Untreue" ist die Geschichte von Linda, "bekannte Journalistin bei einer angesehenen Tageszeitung" in Genf, 31 Jahre alt, Frau eines reichen Mannes, Mutter von zwei Kindern, von allen geliebt und geachtet - und von heute auf morgen schrecklich unglücklich mit ihrem Leben, in dem nie irgendetwas passiert. "Tagsüber empfinde ich keine Begeisterung für mein Leben", sagt sie. "Und nachts macht mir mein Leben Angst."
Um dem luxuriösen Trott zu entgehen, stürzt sich Linda in eine heftige Affäre mit ihrem alten Schulfreund Jacob, der inzwischen hochrangiger Politiker und ebenfalls verheiratet ist, im Unterschied zu ihr aber gar nicht erst behauptet, damit glücklich zu sein - was die Sache aber auch nicht einfacher macht.
Dass Coelho damit den Nerv des Publikums trifft, steht außer Frage. Linda ist quasi der Prototyp der Anfang-30-Lebenskrise und "War das alles?" - die Frage, die sich wohl Millionen Menschen in diesem Alter stellen - bequem eingerichtet und doch gelangweilt in ihrem Leben, gequält von der Befürchtung, etwas verpasst zu haben, entschlossen, das zu ändern, aber blockiert von der Angst vor der eigenen Courage.
Untreue als Selbstfindung
"Muss man manchmal untreu sein, um sich selbst wieder treu zu werden?", ist die große Frage. Und in Lindas Fall liegt schon ziemlich bald klar auf der Hand, wie die Antwort am Ende wohl ausfallen wird - zumal das Buch vonseiten des Verlags vorsorglich schon als "provokativ" angekündigt worden ist.
So wie Coelho weltweit Bücher verkauft wie kaum ein anderer, wird auch über ihn gestritten wie über nur wenige sonst. Dass viele Kritiker ihm vorwerfen, den Guru zu geben und esoterischen Kitsch zu produzieren, hat seine Leser in aller Welt nicht davon abgehalten, bisher - nach Verlagsangaben - rund 165 Millionen seiner Bücher zu kaufen.
"Untreue" kommt als Mix aus Erotik und Esoterik daher - mit schnellem Sex im Politiker-Büro, weisen Worten eines Schamanen und Lebenshilfe per Paragliding-Ausflug in der Schweizer Bergwelt. "Das Gebirge sagt zu mir: Du hast meine Kraft. Die Seen sagen zu mir: Du hast unseren Frieden und unsere Ruhe. Die Sonne rät mir: Leuchte wie ich, gehe über dich hinaus." Das ist Coelho, wie man ihn kennt und wie seine Fans ihn lieben.
Zur Frankfurter Buchmesse wollte Coelho persönlich mit seinem neuen Roman nach Deutschland kommen. Im vergangenen Jahr, als sein Heimatland Brasilien Ehrengast war, hatte er mit der Begründung abgesagt, viele der anderen brasilianischen Autoren nicht zu kennen. In diesem Jahr ist Finnland Ehrengast.