Mit 77 Jahren

Regisseur Bernardo Bertolucci gestorben

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Ist bekannt u.a. für Filme wie 'Der letzte Tango in Paris'.

Seine Meisterwerke wie "Der letzte Tango in Paris", "Novecento" oder der "Letzte Kaiser" zählen zu den Klassikern des europäischen Films. Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci, der nun in Rom im Alter von 77 Jahren nach einer langen Krankheit gestorben ist, verband oft Poesie mit autobiografischen Elementen. Politik und Erotik haben sein Kinooeuvre bestimmt.

Künstlerfamilie

Der am 16. März 1941 in Parma geborene Bertolucci entstammte einer Künstlerfamilie. Sein Vater war Dichter und Filmkritiker und hatte Kontakte zu Pier Paolo Pasolini, dem Bertolucci Anfang der 60er-Jahre bei den Dreharbeiten zu "Accatone" assistierte. Im Anschluss realisierte Bertolucci seinen ersten Spielfilm "La commare secca" (1962) nach einem Drehbuch von Pasolini. 1964 erntete der erst 24-Jährige mit "Vor der Revolution", die Geschichte eines jungen Aristokraten aus Parma, der zum Marxisten werden will, viel Kritikerlob bei den Filmfestspielen in Cannes.
 
Trotzdem gelang Bertolucci mit diesem Film noch nicht der Durchbruch. Erst mit "Der große Irrtum" schuf er 1970 sein erstes Meisterwerk. Jean-Louis Tritignant gelangt darin als Homosexueller in die politischen Wirren des faschistischen Italien und schreckt dabei nicht vor Mord zurück. Für das Drehbuch erhielt Bertolucci eine Oscar-Nominierung, ebenso wie für die Regie seines nächsten Films "Der letzte Tango in Paris".

Haftstrafe 

Der in Italien verbotene, hocherotische Film löste eine Debatte über Pornografie und Kunst aus. Wegen der freizügigen erotischen Szenen zwischen den Hauptdarstellern Marlon Brando und der jungen Maria Schneider wurde Bertolucci zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Doch das Publikum strömte in Massen in die Tragödie eines Mannes, der im harten Sex mit einer Unbekannten seiner Einsamkeit zu entfliehen sucht. Bertolucci schuf mit diesem Film einen Klassiker, der noch immer zu faszinieren vermag. Der Erfolg von "Der letzte Tango in Paris" erleichterte Bertolucci die Suche nach dem nötigen Geld für die Mammutproduktion "1900" über die italienischen Bauern- und Klassenkämpfe Anfang des Jahrhunderts. Zumindest in Europa gelang es dem Marxisten und KP-Mitglied Bertolucci, eine über fünf Stunden lange Fassung von "1900" in die Kinos zu bringen.
 
Mit "La Luna" (1979) und "Die Tragödie eines lächerlichen Mannes" (1981) folgten nicht ganz so ehrgeizige Arbeiten. Seinen zweifellos größten Erfolg schaffte Bertolucci aber erst 1987 mit "Der letzte Kaiser", der neun Oscars und vier Golden Globes erhielt. In dem Epos geht es um das Leben des letzten chinesischen Kaisers, der bereits als Dreijähriger an die Macht kam, von den Untertanen als Gott verehrt wurde und "wie ein Gefangener seiner eigenen Macht lebte". Bertolucci durfte als erster westlicher Regisseur an Originalschauplätzen in Peking drehen
 
Weniger erfolgreich war Bertoluccis zweiter Versuch mit fernöstlicher Thematik. "Little Buddha" (1993), die Geschichte über die vermeintliche Reinkarnation des Religionsstifters, enttäuschte 1994 viele Kritiker. Doch Bernardo Bertolucci hatte oft schon nicht zuerst nach dem Kassenerfolg geschaut, sondern etwas riskiert. 1996 drehte er "Gefühl und Verführung" (Stealing Beauty) über die erste Liebeserfahrung einer jungen Amerikanerin auf einem Landsitz in der Toskana mit der bezaubernden Liv Tyler in der Hauptrolle.
 
Lob bekam dafür 1998 "Shandurai und der Klavierspieler" ("L'Assedio") über die zärtlich-platonische Liebe eines Pianisten zu einer schönen Afrikanerin. Fast der gesamte Streifen spielt in einem Palazzo an der Spanischen Treppe in Rom. "Kammermusikstück für das Kino", nannte das der Regisseur. Fünf Jahre später erzielte Bertolucci wieder einen Erfolg mit "The Dreamer" ("Die Träumer"). Der Film kreist um drei junge Menschen, die in Paris 1968 eine Menage a trois leben und sich von den Ereignissen auf der Straße abkapseln. Zum 75-jährigen Bestehen des Filmfestivals von Venedig erhielt Bernardo Bertolucci 2007 einen Goldenen Ehrenlöwen für sein Lebenswerk.
 
Nach den "Träumern" konnte Bertolucci fast zehn Jahre lang keinen weiteren Film vollenden. Unter anderem unterzog sich der Regisseur einer Bandscheibenoperation, die missglückte. Daraufhin musste er seine Tage im Rollstuhl verbringen. Erst 2012 wurde mit "Ich und Du" ("Io e te") seine erste Spielfilmregiearbeit nach zehn Jahren Pause außer Konkurrenz bei den Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt.
 
Im vergangenen April erklärte Bertolucci, er habe wieder Lust, einen Film zu drehen. "Lange Zeit dachte ich, dass diese kindliche Freude, diese tiefe Leidenschaft beim Filmdrehen ein für immer abgeschlossenes Kapitel für mich sei. Doch seit einigen Wochen habe ich eine Idee. Nach fünf Jahren Leere habe ich sofort begriffen, dass ich die richtige Idee für einen neuen Film gefunden habe", sagte Bertolucci, der nicht mehr über sein Projekt enthüllen wollte. Die Zeit genügte ihm jedoch nicht, um sein neues Projekt zu verwirklichen.
 
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