Wo kommt die Erschöpfung her und wie werden wir sie wieder los? Sachbuchautor Andreas Salcher analysiert und gibt dazu Tipps.
Erschöpfung. Im Jahr 2019 hat sich der Ex-Politiker und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule, Andreas Salcher, mit seinem Titel „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ einmal mehr der Schuldebatte gewidmet. In seinem neuen Wurf geht es um ein gesellschaftlich breiteres Thema, allerdings auch um Feinde. In „Die große Erschöpfung“ thematisiert Salcher, was uns von einem guten, gelassenen Leben abhält. Da wäre die Corona-Krise, die uns noch immer beschäftigt, der Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Energie- und damit Lebenskosten und eine gewisse Unsicherheit, wahrscheinlich die Summe aller dieser Bedrohungen. Salcher erklärt, dass es sich nicht nur so anfühlt, als wären wir alle erschöpfter, sondern, dass der Bedarf an ausgleichenden Maßnahmen – er führt Kuren für Mütter an – tatsächlich gestiegen sei.
Salcher erklärt: "Angst ist es, die erschöpft"
Auswahl. Angst ist es, die erschöpft, führt der Autor aus und schaut hin, warum nun verstärkt Männer betroffen sind. Er plädiert für die Verwendung zweier wesentlicher Worte: Entschieden nein zu sagen und verbindlich ja. Das gibt Halt im eigenen System. Neben Beispielen aus seiner alltäglichen Lebensgestaltung zieht Salcher in seinem Buch auch Überlegungen anderer weis(s)er Männer hinzu, darunter jene des Glücksforschers Csíkszentmihályi, des Philosophen Seneca oder von Mönch Steindl-Rast. Dabei schlägt Salcher auch in die derzeit immanente Kerbe des Minimalismus, wenn er Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ zitiert: „Leben heißt auswählen.“ Ein Satz, der immer wieder seine Berechtigung hat, auch wenn man ihn schon kennt; genauso wie Bücher zur Selbsthilfe.
Tipps und Tricks gegen lähmenden Zustand:
Auszug aus dem Buch: "Die große Erschöpfung"
"Erschöpfte tauchen die Kelle in den Brunnen mit ihren Energiereserven und sie finden kein Tröpfchen mehr vor. Arbeit, Familie, eine Flut an sonstigen Verpflichtungen und zusätzlich unerwartete Krisen werfen jeden Plan über den Haufen. Die To-do-Listen werden ständig länger statt kürzer. Wenn sie mit ihren Kindern spielen, quält sie der Gedanke an die unerfüllten Aufgaben im Job. Sie wachen jeden Tag mit dem Gefühl auf, allein in einem Bergwerk Steine abbauen zu müssen. Der Pionier der modernen Managementwissenschaft, Peter Drucker, hat gesagt: „Wann immer Sie einen guten Mitarbeiter gegen ein schlechtes System antreten lassen, wird immer das schlechte System gewinnen.“ Das ist einer der Gründe, warum ursprünglich hoch motiviertes und engagiertes Pflegepersonal resigniert den Job wechselt. Idealistische Krankenschwestern und Pfleger, die kranken und Schwachen helfen wollen, sehen sich auf einmal gezwungen, ihre Zeit immer mehr mit der Befriedigung einer bürokratischen Maschine zu verbringen und dafür ihre Patienten vernachlässigen zu müssen. Das lässt sich weder mit einmaligen Bonuszahlungen noch mit Phrasen wie „Unsere Helden des Alltags“ lösen.
Dazu kommen die Ängste vor Wohlstandsverlust, kalten Wohnzimmern, leeren Benzintanks und dem bis vor Kurzem noch Undenkbaren – einem Krieg, der sich bis vor unsere Haustüren ausbreitet."