Für seine Rolle in Darren Aronofskys „The Wrestler“, dem letzten von 21 Wettbewerbsbeiträgen in Venedig, erhielt Mickey Rourke Standing Ovations.
Dass ihm sein entstellt „Schönheits“-operiertes Gesicht noch einmal so gut für eine Filmrolle dienen würde, hätte sich wohl weder Mickey Rourke selbst, noch sonst jemand gedacht. Doch in Darren Aronofskys sehr gelungenem Sportlerdrama „The Wrestler“, gibt Rourke eine triumphale Vorstellung als 80er-Jahre Profi-Wrestling-Star. Nun gilt er nicht nur als Spitzen-Favorit für den Coppa Volpi, den Darstellerpreis der Filmfestspiele Venedig, sondern auch als Oscar-Anwärter 2009.
Comeback
Mit dem Wort „Comeback“ kann Rourke, dessen
Schauspiel-Karriere nach internationalen Erfolgen in den 80er-Jahren rasant
bergab ging, aber nicht viel anfangen: „Comeback, was ist das schon?“ fragt
er sich vor versammelter Presse am Lido. „Ich würde den Film gar nicht als
mein Comeback bezeichnen“, so Rourke weiter. „Ich meine, zurückkommen kann
man von vielen Sachen: Vom Krieg, vom Abendessen, vom Arschabwischen und so
weiter. Ich bin aber in den Ring gestiegen.“
Randy "Ram" Robinson
Und zwar im wirklich: Denn in „The
Wrestler“ spielt Rourke den 80er-Jahre Star-Show-Wrestler Randy „Ram“
Robinson, der nach einer Herzattacke und einer Bypass-Operation seine
Karriere beenden muss. Plötzlich jeglichen Sinns und all seiner Ziele
beraubt, versucht er, sein Leben – unter anderem als Verkäufer an einer
Fleischtheke - neu auszurichten. Ganz nebenbei ergeben sich so für
Regisseur Aronofsky glänzend genutzte Gelegenheiten für eine brillante
Mileustudie. Randy sucht Halt bei seiner entfremdeten Tochter (Rachel Evan
Woods) und der Stripperin Pam (Marisa Tomei), aber findet keinen. In einer
selten intensiven Darbietung und mit extremem Körpereinsatz geht Rourke –
kurzzeitig einst selbst Profi-Boxer – völlig überzeugend in seiner Rolle
auf.
Hartes Training
„Ich war nie Wrestling-Fan“, erklärt Rourke. „Ich
habe darauf sogar immer etwas herabgeblickt. Aber als sie mich für die Rolle
zum ersten Mal ins Training steckten und mir ein 130- Kilo-Kerl gleich
einmal einen Arschtritt gab, wollte ich es wissen.“ Viel hartes Training
später kann auch Regisseur Aronofsky verkünden: „Die Profi-Wrestler
attestierten Mickey einen viel besseren Arbeitseinsatz als 80% Prozent der
übrigen Wrestler. Da war sogar ich stolz ,obwohl ich nicht eine Sekunde im
Ring stehenbleiben könnte.“
Doch auch Rourke ging beim Dreh an seine Grenzen: „Besser wäre es gewesen, hätte ich den Film vor 20 Jahren gemacht. Immerhin tut man sich da wirklich weh. Und ich kann nun mal nicht mehr so wie früher. Da leide ich ohnehin darunter, und hier wurde es mir extrem vor Augen geführt.“
Angesprochen auf seine einstige, turbulent gescheiterte Liaision mit Kim Basinger nach dem Dreh zu „9 ½ Wochen“ (1986), scheint Rourke aber keine Beschwerden zu haben: „Ich habe sie jetzt 20 Jahre nicht gesehen. Aber ich wünsche ihr alles Gute.“
Weitere Film-Projekte hält sich Rourke offen. „Im Sport wie auch sonst überall kommt irgendwann die Zeit zu gehen. Aber dann weiß man nie, wohin man gehen soll. – Ich boxe nicht mehr. Aber ich schauspielere noch.“