Saison 2013/14

Wahlen, Scheitern und Konzerte im brut

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Schwerpunkte "The Power of Voice" & "Nachhaltig scheitern" stehen am Plan.

Das Wiener Off-Theater brut reagiert auf die anstehenden Nationalratswahlen und läutet die Saison 2013/14 mit dem demokratiepolitischen Themenschwerpunkt "The Power of Voice" ein. Im November und Dezember dreht sich alles um "Nachhaltig scheitern", wie der künstlerische Leiter Thomas Frank gemeinsam mit der neuen Kuratorin Katalin Erdödi heute, Donnerstag, ankündigte. Die Bühne blickt auf ihre "erfolgreichste Saison" zurück, bekommt aber Kürzungen der Bundesförderungen schmerzhaft zu spüren.

 "The Power of Voice" 

Die Macht der demokratischen Stimmabgabe wird ab 19. September im brut unter dem Titel "The Power of Voice" thematisiert. Erste Veranstaltung ist das "Aktionslabor für politische Interventionen" des österreichischen Kollektivs "Rebelodrom", das sich als Werkzeug für politischen Widerstand sieht. Es präsentiert seine multimedialen Aktionen, beispielsweise den Wahlkampf der "Perversen Trachtenpartei Österreich", in einer Koproduktion des brut mit der Wienwoche, die bis zum 29. September läuft. Eine alternative politische Entscheidungsfindung verspricht der "Smellection Automat" von Igor & Ivan Buharov: Einfach an den Spitzenkandidaten schnüffeln und dann entscheiden!

Wahlprogramm  am Wahltag-Vorabend
Am Vorabend der Nationalratswahl erprobt der spanische Regisseur Roger Bernat in "Pending vote" das Parlament als theatralische Form unter Einbeziehung des Publikums. Barbara Ungepflegt, die bereits im Vorjahr im brut präsent war, lädt am Wahlsonntag zur "Misswahl 2013". Gewählt wird ebenso beim Castingformat "Vienna's Next Top Artist" von God's Entertainment, bei dem Tanz- und Performancekünstler um die Gunst des Publikums und den "EMMA 7 Award" kämpfen, der mit 5.000 Euro dotiert ist. In Rimini Protokolls Projekt "Remote Wien", das in vergleichbarer Weise bereits in anderen Städten stattgefunden hat, wird eine bunt zusammengewürfelte Menschengruppe von einer Computerstimme durch die Stadt geführt. Den Abschluss des brut-Schwerpunkts bildet eine Dinner-Performance der georgischen Bouillon Group am 11. Oktober.

"Nachhaltig scheitern" in brut 

Der zweite Themenschwerpunkt "Nachhaltig scheitern" dreht sich um die Frage, welche Konsequenzen fortwährendes Scheitern auf künstlerischer, soziopolitischer und wirtschaftlicher Ebene haben könnte. Den Auftakt bildet am 6. November die Erstaufführung "Normarena" des Performancekünstlers Jan Machacek, eine Koproduktion mit dem Spielart Festival München. Die argentinische Regisseurin Lola Arias zeigt ihre Theaterarbeit "The year I was born", die sich mit der Pinochet-Diktatur beschäftigt, am 9. und 10. November. Weitere "Nachhaltig scheitern"-Veranstaltungen sind ein "Schnellkurs Scheitern", Gob Squads Performance "Western Society" am 30. November und 1. Dezember und "In Common", eine "soziale Choreografie" eines internationalen zehnköpfigen Ensembles unter der Leitung von Ivana Müller, das sich mit demoskopischen Kriterien befasst.

Konzert-Highlights
Das musikalische Programm der nächsten Saison beinhaltet die neue monatliche Konzertreihe "BRUTTO", die genreübergreifende anspruchsvolle Popmusik von aufstrebenden Gruppen verspricht und am 25. September eröffnet wird. Der Schweizer Indie-Schlagersänger Dagobert wird am 7. Oktober im brut spielen, die Hamburger Punkband "Die Goldenen Zitronen" kommt am 21. Oktober, und am 5. November steht ein Auftritt des New Yorker Dance-Projekts "Hercules and Love Affair" auf dem Programm. Die VELAK-Konzertreihe für experimentelle Musik feiert am 5. und 6. November ihre 80. Ausgabe, und auch das "10 Jahre Bock auf Kultur"-Konzert findet am 21. November im brut statt.

Neue Kuratorin feiert Einstand
Das Programm wurde von Frank und der neuen Kuratorin des brut, Katalin Erdödi, vorgestellt. Erdödi, die zuvor in Budapest und Deutschland gearbeitet hat, übernimmt als Nachfolgerin von Bettina Kogler auch die künstlerische Leitung des jährlichen Festivals imagetanz, das im März stattfinden wird. Die kaufmännische Leiterin des Theaters, Olivia Khalil, zeigte sich erfreut über die "positivste Bilanz seit der Gründung". Die vergangene Saison wurde von rund 29.900 Gästen besucht (2011/12: über 25.000), was bei 244 Veranstaltungen (2011/12: 268) einer Auslastung von rund 90 Prozent entspricht, eine leichte Steigerung gegenüber den 87 Prozent der letzten Spielzeit. Diese positive Entwicklung sieht Khalil nun gefährdet, da anstelle der bisherigen Bundesförderung in der Höhe von jährlich 180.000 Euro für das Jahr 2013 bis dato nur 80.000 Euro zugesagt wurden. Über weitere Förderungen der Saison 2013/14 wird erst im Oktober entschieden. Wie Khalil betont, habe dies ein "großes Loch ins Budget" zur Folge, da das Geld bisher ausschließlich zur Projektfinanzierung verwendet wurde, wo es nun fehle "Ohne den Vorgriff auf die EU-Förderung für das 'House of Fire' hätten wir unser Programm Mitte November einstellen müssen", so der künstlerische Leiter Thomas Frank, der auch die Fördermodalitäten des BMUKK kritisierte, da sie die ohnehin unterdotierte Projektförderung der freien Szene erheblich erschwere.

Info
Alle Informationen zum Saison-Programm 2ß13/14 erhalten Sie unter www.brut-wien.at.


 

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