"Gut gegen Nordwind"

Wortwitz-Revue aus dem Cyber-Space

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Premiere in den Wiener Kammerspielen für Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“.

Ein Roman als Theaterstück, das allein aus E-Mail-Konversationen besteht? Daniel Glattauers Bühnenfassung seines Buches Gut gegen Nordwind funktioniert auch am Theater, doch die vorgetragenen Briefwechsel hätte man aus Rücksicht auf die textbedingte Monotonie durchaus straffen können.

Intensive Schriftwechsel
Die Geschichte um Emmi (Ruth Brauer-Kvam) und Leo (Alexander Pschill), die sich durch ein Missverständnis via E-Mail kennenlernen, gipfelt in immer intensiveren Schriftwechseln voll emotionaler (und erotischer) Spannung, die vor allem in der ersten Hälfte des Stücks zu unterhalten vermögen.

Solide, aber ideenlos
Die Visualisierung des E-Mail-Verkehrs geriet dagegen wenig experimentierfreudig: Auf der Bühne trennt eine Wand die Wohnräume der Figuren, die abwechselnd, einer E-Mail-Konversation entsprechend, ihre Texte vortragen. Solide, aber ideenlos. Dank Glattauers pointierter Sprache ist Gut gegen Nordwind über weite Strecken dennoch eine Wortwitz-Revue (E-Mail-Flirts seien „wie Telefonsex ohne Telefon und ohne Sex“).

Mit Leben gefüllt
Regisseur Michael Kreihsl füllt das Stück mit Leben, weil er seine beiden Darsteller (vor allem Ruth Brauer-Kvam) zu hingebungsvollen, schwärmerischen, sehnsüchtig intonierten E-Mail-Vorträgen anstiftet.

„Gut gegen Nordwind“, Kammerspiele Wien. Infos: 01-42 700-300.

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