Wäre Sonny Bono noch am Leben, so könnte er als heute 75-Jähriger spannende Memoiren über Showbusiness, Politik und Frauen schreiben. Schließlich ging er an der Seite von Ehefrau Cher als Duo "Sonny & Cher" in den wilden 60er Jahren mit Hits wie "I Got You Babe" und "The Beat Goes On" in die Popgeschichte ein.
Später betrat er die politische Bühne, wurde Bürgermeister von Palm Springs und zog als Republikaner ins Washingtoner Repräsentantenhaus. Viermal heiratete er, viermal wurde er Vater. Auch sein Tod sorgte für Schlagzeilen. Im Januar 1998 verunglückte Bono beim Skifahren am kalifornischen Lake Tahoe tödlich. Der 62-Jährige, der als guter Skifahrer galt, war bei einer Abfahrt gegen einen Baum geprallt.
Am Dienstag (16.2.) vor 75 Jahren wurde Salvatore "Sonny" Bono als Sohn einer einfachen italo-amerikanischen Familie in Detroit geboren. Bevor er sich 1964 in die 18-jährige Cherilyn Sarkasian La Pier alias Cher, Tochter einer Cherokee-Indianerin und eines armenischen Lastwagenfahrers verliebte, hatte er bereits im Musikgeschäft Erfolg. Er arbeitete für die Plattenfirma Specialty Records, schrieb mit an dem Hit "She Said Yeah" von Larry Williams und nahm unter Pseudonymen wie Sonny Christy oder Ronny Sommers Platten auf.
Die erste gemeinsame Single, die das Ehepaar unter dem Namen "Caesar & Cleo" auf den Markt brachte, wurde ein Flop. Als "Sonny & Cher" landeten sie dann 1965 mit "I Got You, Babe" einen Welthit. Mit weiteren Erfolgen wie "The Beat Goes On" und Chers Solo-Hit "Bang Bang (My Baby Shot Me Down)" wurden die beiden schnell zu Ikonen der Flower-Power-Bewegung in den USA. Eigentlich zu Unrecht, denn sie selbst lebten eher konventionell, vor allem als Tochter Chastity (Keuschheit) geboren wurde. "Wir sind so spießig, dass es einen krank macht", sagte Cher damals.
Die beiden Scheinrebellen mit wilder Mähne und Pelzwesten gingen auf Tourneen, dann ab 1972 vor die Fernsehkameras. Ihre TV-Show "Sonny and Cher Comedy Hour" war gleich ein Hit. Als "Running Gag" blieb Bono dabei immer wieder seinem Image treu, nur im Schatten der schönen, attraktiven und einen halben Kopf größeren Cher zu stehen. 1974 dann das bittere Ende: Nach wüsten Auseinandersetzungen, die beide in Autobiografien zu Papier brachten, ließ sich das Paar scheiden. Cher setzte ihre erfolgreiche Karriere als Sängerin und Schauspielerin fort, Bono verschwand zunächst in der Versenkung, stürzte sich in eine neue Ehe, die nicht lange hielt.
"Cher hat immer den glamourösen Part in unserem Duo gespielt. Sie stand viel mehr im Mittelpunkt", erklärte Bono Jahre später in einem Interview, "deshalb war es schwierig für mich, eine eigene Identität als Entertainer zu entwickeln. Schließlich gab ich es auf." Mit seiner vierten Frau Mary, mit der er zwei Kinder hatte, eröffnete er in Palm Springs ein Restaurant. Bono kandidierte 1988 aus Verärgerung über die Stadtverwaltung und deren Bauvorschriften in der Promi- Wüstenstadt für das Bürgermeisteramt und gewann die Wahl. Einen Tag zuvor war Cher mit einem Oscar für ihre Rolle in "Mondsüchtig" ausgezeichnet worden.
Als er 1992 seinen Entschluss verkündete, sich zum US-Senator wählen zu lassen, fiel er fürchterlich auf die Nase: Er konnte bei den republikanischen Vorwahlen auf wichtige und einfache Fragen nicht antworten. Beim zweiten Versuch 1994 klappte es dann zumindest mit einem Sitz im Repräsentantenhaus. Dank seines Humors und seiner offenen Art wurde er schnell zum Zugpferd seiner Partei. Als liberale Demokratin kommentierte Cher die Wahl des Ex-Gatten mit bissigen Worten: Ein Politiker sei in der Regel ein Nichts, und deshalb passe der Job auch gut zu ihm.
Doch der Ton wandelte sich. Nach Bonos Unfalltod jettete Cher sofort von London nach Kalifornien, um der gemeinsamen Tochter Chastity beizustehen. Bei der Trauerfeier in Palm Springs würdigte sie den Verstorbenen unter Tränen in einer Abschiedsrede. Ihr Partner "habe genau gewusst, was richtig für uns war", als er das Duo "Sonny & Cher" kreierte. Ihre letzten Worte für Bono nannte Cher das "wahrscheinlich Wichtigste, das ich je in meinem Leben getan habe".
Noch im selben Jahr widmete sie Bono ihr neues Dance-Album "Believe", während die junge Witwe Mary drei Monate nach dem tödlichen Skiunfall ihres Mannes dessen Platz im Kongress bei einer Nachwahl gewann. Die gemäßigt konservative Republikanerin hatte damals erklärt, sie wolle das Vermächtnis ihres Mannes in Washington fortführen.
Bonos Grab befindet sich auf dem Friedhof in Cathedral City bei Palm Springs, wo im selben Jahr auch Frank Sinatra beigesetzt wurde. "And The Beat Goes On" so die passenden Worte auf Bonos Grabstein, die er 1967 für den Hit "The Beat goes on" selbst geschrieben hatte.