Für die britischen Medien gilt Florence + The Machine schon seit längerem als Sensation. Dass die Band um Sängerin Florence Welch mit "Lungs" (Universal) nicht nur ein tolles Album abgeliefert hat, sondern auch live dem Hype gerecht wird, hat man im Oktober bei einem Club-Gig in Wien demonstriert.
Am Sonntagabend (7.3.) kam das 23-jährige Stimmwunder mit größerer Produktion wieder und überzeugte in der ausverkauften Arena auch damit. Korrekt muss es ja heißen: Sängerin Florence Welch und ihre Begleitmusiker. Denn die rothaarige, spröde wirkende, manchmal scheinbar linkisch über die Bühne staksende Dame am Mikrofon ist ganz klar der Mittelpunkt, auch wenn ihre Begleiter den idealen Sound - von den ganz feinen Klängen bis zu Trommel- und Gitarrenwänden - lieferten. Bei dieser Stimme, die mehrmals in einem Song zwischen versponnen-zärtlich und kraftvoll röhrend wechselt, tritt eben alles andere in den Hintergrund. Wie in Trance sang Florence Welch, die man zu Beginn ihrer Karriere krampfhaft mit Kate Bush verglich.
Blumenvorhang, Blumen um den Mikroständer, Vogelkäfige mit kleinen Lämpchen neben dem Schlagzeug waren die perfekte Kulisse für die nur rund einstündige, aber dafür extrem intensive Darbietung zwischen versponnenem Indie-Pop, eingängigen Hits, Hippie-Attitüde und - quasi als Kontrast - Reminiszenzen an die Vergangenheit der Bandleaderin, an den Punk. In der größeren Halle hatte diesmal auch eine Harfe Platz, wie überhaupt alles viel opulenter im Sound klang als beim Gastspiel im vergangenen Herbst. So gab es den "Drumming Song", beim ersten Besuch akustisch nur mit Gitarre dargeboten, jetzt tatsächlich mit Schlagzeug und ganz viel Energie.
Nahezu hingerotzt wurde "Kiss With A Fist", zum Stadionrock bauschte sich "Dog Days Are Over" auf, viel Melodie und einen kräftigen Schuss 80-iger Jahre hatte "You've Got The Love". Und dazwischen all die verträumten Stücke, die reduzierten Momente, die der Stimme Raum ließen. Inszenierung und Leidenschaft gehen bei Florence + The Machine wirkungsvoll Hand in Hand. An Ende machte Frau Welch, die bei Interviews, aber auch vor Publikum des öfteren "abwesend" wirkt, sogar die Animateurin. "Ich weiß gar nicht, wo ich hineinpasse", hat sie einmal gesagt. Gut so.