Im Bregenzer Festspielhaus feierte Dienstagabend "Thriller Live", die Original-Show vom Londoner West End über Michael Jackson, eine bejubelte Österreich-Premiere. Die Show verzichtet auf eine Rahmengeschichte rund um die vielen Hits, sondern ist pures Pop- und Tanzvergnügen. Das zeitweise bizarre Leben des im Sommer verstorbenen Sängers bleibt ausgeblendet. Dem Publikum ist das nur recht.
Ein bisschen Pathos muss allerdings sein: Ganz am Anfang und noch einmal gegen Ende, wenn die "Friedensbotschaft" des Künstlers Michael Jackson strapaziert wird. Doch dazwischen ist einfach eine Riesen-Party angesagt. Es dauert keine Viertelstunde, bis sich das Publikum erstmals von seinen Sitzen erhebt und die Arme über den Köpfen schwingt. "Thriller Live" - demnächst auch in Wien, Salzburg, Graz und Linz - folgt mehr oder weniger chronologisch der rund 40 Jahre andauernden Karriere des King of Pop. Die begann bekannterweise als Kinderstar der "Jackson 5" mit vier Nummer-1-Hits in Folge. Der 14-jährige Jordan D. Bratton als junger Michael Jackson ist einfach zum Niederknien.
Mit ihm sind es sieben Solisten, die an diesem Abend "Michael Jackson" sind. Darunter ein Weißer und eine Frau. Befremden darüber kommt keine Sekunde auf: Jede und jeder wird mit zumindest einem markanten Stimm- oder Ausdrucksdetail dem Vorbild gerecht. Geradezu gespenstisch wird es, wenn zwei junge Künstler - das Gesicht geschickt unter Hüten versteckt - im zweiten Teil dem Tänzer Michael Jackson ihren Tribut zollen. Beim "Moon Walk" kreischen die weiblichen Fans.
Dennoch: Die Inszenierung dosiert solche Imitations-Momente bewusst sparsam. Im Vordergrund stehen die Musik, die sich sehr werktreu am Sound von Quincy Jones orientiert und von der Live-Band exzellent gespielt wird, und die mitreißende Choreographie von Gary Lloyd. Die multimedialen Effekte des Bühnenbilds sind zu den einzelnen Hits ebenso treffsicher eingesetzt wie die vielen stilsicheren Kostüme, in die die Tänzer und Solisten schlüpfen. Natürlich auch, wenn sich die "night creatures" aus dem über die Bühne wabernden Nebel zu "Thriller" aus ihren imaginären Gräbern erheben. Auf den titelgebenden Hit müssen die Besucher bis zur Zugabe warten.
Am Ende ist sich das Publikum einig: Ein perfekter Abend. Jacko lebt.
Von Arno Miller/APA
INFO: "Thriller Live", weitere Gastspiele Festspielhaus Bregenz 28.10., Stadthalle Wien 19. bis 31.1.2010, Salzburg Arena Salzburg 4.3.2010, Stadthalle Graz 5. und 6.3.2010, Intersportarena Linz 7.3.2010; http://www.thriller-live.com