Vor dem 55-er erscheint ein neues Album über den Lauf des Lebens.
Klare Ansage: "Ich werde immer noch singen, auch wenn ich Rente bekomm'" - diese Frau hört noch lange nicht auf. Warum auch? Mit Zeilen wie diesen aus dem Song "Ja das war's" beweist Nena, dass sie noch so überhaupt nicht "oldschool" ist. Obwohl ihr neues Album, das am Freitag erscheint, genau so überschrieben ist.
Das ist natürlich ganz bewusst gewählt. Denn die 17 Liedern sind eine Zeitreise durch ihre mittlerweile über 30 Jahre währende Musikkarriere. Selbstironisch brüstet sie sich in der Single "Oldschool" denn auch: "Mein erstes Album ist seit 34 Jahren draußen, es ist so alt man kann's nicht einmal mehr im Laden kaufen." Das Ganze unterlegt mit Electro-Beats, die ziemlich nach Achtzigern klingen. Der Produzent: Rapper Samy Deluxe. Das hört man der Club- und tanztauglichen Musik aufs Positivste an.
Ganzheitliches Gefühl
Für die gebürtige Hagenerin, die schon mit Anfang 20 ein weltweit gefeierter Musik-Star war und inzwischen Enkelkinder hat, ist "oldschool" ein ganzheitliches Gefühl, das die Vergangenheit in die Gegenwart holt. "Vergangenes schwingt ja immer mit. Was ich erlebt habe, ist ein Teil von mir. Mich von meiner Vergangenheit trennen zu wollen, heißt auch, mich selber nicht zu schätzen für das, was bisher war", betont die Sängerin im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur in München.
Und sie beschreibt damit indirekt die Texte und Musik ihres neuen Albums. Denn auf ihm wird die Vergangenheit nicht ausgeklammert. Im Gegenteil: Es ist ein Streifzug durch die Jahre; ein Schwärmen für die alten Lieblingsplatten ("Lieder von früher"), eine Hymne ans Verliebtsein und Lieben ("Jeden Tag"), ein Festhalten an kindlicher Begeisterung - und ein Gedenken auch an traurige Momente.
Lied für toten Sohn
Wie den Tod ihres Sohnes Christopher, der mit nur elf Monaten starb. Das Lied "Bruder" ist ihm gewidmet. Trotz des schweren Themas singt sie es mit einer Leichtigkeit, die ihre Botschaft unmissverständlich macht: Das Thema Tod soll kein gesellschaftliches Tabu mehr sein, nicht verdrängt werden.
Trotz solcher Schicksalsschläge hat die auch optisch so jung gebliebene Sängerin den Spaß nie verloren. Und kann auch heute, mit 54 Jahren, noch Neue-Deutsche-Welle-schräg daherkommen. In "Berufsjugendlich" etwa schreit sie allen Kritikern entgegen, dass sie alles andere als peinlich möchtegern-jung ist: "Die Alte macht auf hip, dabei hat sie schon 'n paar Enkel. Ihr könnt mich mal gerne haben - muss ich jetzt Ohrringe aus Perlen tragen?" Nein, muss sie nicht, soll sie nicht. Wird sie wohl auch nicht, sondern Nena bleiben. Auch bis weit über die Rente hinaus.