Der Auftritt von The Big Pink am Montagabend (25.1.) in der Wiener Arena hätte vermutlich ewig dauern können, ohne dass der Funke aufs Publikum übergesprungen wäre. Dabei verschossen die Briten mit dem Indie-Hit "Dominos" auch noch einen Elfmeter. Mit viel Vorschusslorbeeren und dem starken Album "A Brief History Of Love" war die Formation erstmals nach Österreich gekommen.
Den zelebrierten Größenwahn ertränkte man live in zu dick aufgetragenem Pathos und enormer Lautstärke, die sämtliche Feinheiten überdröhnte. Die spärlich erschienenen Zuhörer ließ das alles ziemlich kalt. Dabei begann es zweimal ziemlich verheißungsvoll. Zuerst einmal verwirrte das Duo Japandroids die Besucher in der nicht einmal halbgefüllten Halle mit wirr anmutendem Garagenrock voller Punk-Zitate, wie man ihn seit Mitte der Neunziger nicht mehr hört. Die Songs des Duos (Gitarre und Schlagzeug, den Gesang teilt man sich) klingen genau so, wie man es sich von einem Anthropologen (David Prowse) und einem Naturwissenschafter (Brian King) aus Vancouver erwartet: intellektuelles Nerd-Tum trifft Holzfäller-Brachialität - nachzuhören auf der abgefahrenen Platte "Post-Nothing".
The Big Pink, benannt nach dem Domizil und einem Albumklassiker von The Band, ausgezogen um mindestens die neuen Velvet Underground oder wenigstens The Jesus And Mary Chain zu werden, und mit einem abwechslungsreichen, an Ideen prall gefüllten Debüt im Gepäck, donnerten los, dass man die Ohren anlegte: Zwei Songs im düstersten, extrem lauten Industrial-Sound eröffneten das Konzert. Das Duo Robbie Furze (Gesang, Gitarre) und Milo Cordell (Synthesizer) - live um zwei Musiker inklusive Schlagzeugerin zur Band erweitert - ließ sich umneblen und in grelles weißes Licht tauchen, so dass die Musiker nur schemenhaft zu erkennen waren. Finster knisterten die elektronischen Sounds, wütend zerschnitten die Gitarren die verrauchte Luft.
Doch dann kam nichts mehr nach. Die Darbietung von The Big Pink wirkte aufgesetzt und distanziert, die Besucher blieben reserviert und klatschten nur dann und wann mehr höflich als begeistert. Zu viele Lieder zerflossen in kreischende Gitarrenparts, die auf Platte funktionierende Effekthascherei ging komplett im Gleichklang unter, wie wohl der Ansatz stimmte und das Gefühl "jetzt geht's endlich ordentlich los" bis zum Schluss anhielt. Nur leider blieb das Industrial-Gewitter zum Start der Höhepunkt, auch wenn "Dominos" dann doch ein bisschen zum Mitwippen anregte.