Zu wenig Sponsoren

Life-Ball-Aus: Darum hört Keszler auf

Teilen

Schluss, aus: Der Life Ball findet heuer zum letzten Mal statt. Erfinder Gery Keszler wirft hin. 

Wien. 26 Jahre war es das schrillste Aids-Charity-Event der Welt, die liberale Visitenkarte Wiens. 30 Millionen für 170 Aids-Hilfsprojekte sind ausgeschüttet worden. Wien brachte es eine Wertschöpfung von 106  Millionen. Alle Weltstars waren Gast bei ­Keszler im Rathaus, am öftesten Ex-US-Präsident Bill Clinton und Musik-­Legende Elton John.

Letzter Ball. Das ist künftig vorbei. Am 8. Juni startet der Schlussakkord: „Wir haben mehr bewegt, als wir je zu hoffen gewagt hätten“, so Gery Keszler zu seinem Rückzug (siehe Kasten rechts).

Conchita Wurst trauert: „Danke, Life Ball für 26 Jahre Bewusstseinsbildung für ein wichtiges Thema. Persönlich hat mir diese einzigartige Charity-Veranstaltung ermöglicht, unzählige  Erinnerungen zu sammeln.“

Emotionaler Höhepunkt: HIV-Outing von Keszler

Grund für Abschied. Zuletzt seien immer mehr Sponsoren abgesprungen, so Kes­zler bei einer Veranstaltung der „Academy of Life“ von Siemens. Ein Pharmakonzern habe eine Millionen-Zusage zurückgezogen. Die AUA stoppte überraschend den Flug für Promis von New York nach Wien. Stars wie Schauspielerin Charlize Theron können nicht mehr gratis eingeflogen werden. So fiel Keszlers Entscheidung, neue Wege zu gehen.

Einzigartig. Am 29. Mai 1993 stieg der erste Life Ball, ein „schwuler Aufschrei“. Stardesigner Thierry Mugler kam. Ex-Bürgermeister Helmut Zilk ermöglichte die Aids-Benefizgala im Rathaus. Jahr für Jahr wurde diese  pompöser, die Gästeliste prominenter: Liza Minnelli, Heidi Klum, Sharon Stone, Milla Jovovich, Naomi Campell, Antonio Banderas, Sean Penn, Whoopi Goldberg etc. Der emotionalste Höhepunkt war 2015: Damals outete Keszler bei der Life-Ball-Eröffnung seine eigene HIV-Infektion: „Ich war einer der Ersten in Österreich, der sich infiziert hat.“

Keszler: "Ich verabschiede mich traurig von meinem Kind"

Das sagt Gery Keszler im APA-Talk über den Schlusspunkt für  26 Jahre Life Ball.

Keszler über das Aus: „Es ist eine Tatsache, dass sowohl von der Wirtschaft als auch von der Empathie für Ehrenamtlichkeit usw. die Energie nachlässt.“

... über schwierige Zeiten: „Das war immer schwierig. Es war der Anfang fast unmöglich. Anfang der 1990er-Jahre war es ein Kampf gegen Windmühlen, gegen ein Tabu, gegen Ausgrenzung. Aber der Ball konnte sich etablieren, wurde zum Spektakel.“

... über Kosten: „Wir haben noch vor wenigen Jahren für die Security 70.000, 80.000 Euro bezahlt. Das ist raufgestiegen auf bis zu 270.000 Euro. Auch die Maschine von AUA wird nicht mehr zur Verfügung gestellt. Wir plagen uns jetzt sehr, dass wir Gäste nach Wien bringen. Da mussten wir auch schweren Herzens vielen Stars absagen. (...)

... über seine Zukunft: „Ich hab tatsächlich keine Ahnung. Ich verabschiede mich zwar traurig von meinem Kind, hab aber so große Lust, etwas Neues zu machen.“

(wek) 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.