Im ÖSTERREICH-Interview

Keszler: 'Darum gibt es keinen Life Ball mehr'

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Life-Ball-Begründer Gery Keszler erklärt die Gründe für das Aus im ÖSTERREICH-Interview.

Gery Keszler hat mit seinem Life Ball Wien pompös gemacht. Damit ist künftig Schluss. Am 8. Juni wird das schrille Charity-Event für den Kampf gegen HIV und Aids im Rathaus das letzte Mal stattfinden. Im ÖSTERREICH-Interview erklärt er das Aus für den Life Ball. 

ÖSTERREICH: Warum kam es zum Aus für den Life Ball? Gab es wirklich keine Chance, das Event zu retten?

Gery Keszler: Es gab mehrere Gründe: Die Kostenschere hat sich leider immer weiter aufgetan. Die Empathie quer durch die Gesellschaft lässt nach. Für die Sponsoren ist Aids nicht mehr das aktuellste Thema. Es wurde immer schwieriger, Mittel für den ­Life Ball aufzustellen. Wir haben bereits im letzten Sommer auf die finanzielle Fragilität hingewiesen. Dabei ging es nicht um viel, wir hätten ein paar Hunderttausend Euro gebraucht, um die Dynamik aufrechtzuerhalten. Kurz vor Weihnachten haben wir dann eine große Absage und einige kleinere Absagen von Sponsoren erhalten. Besonders bitter war in diesem Zusammenhang, dass die Austrian uns die Maschine nicht mehr zur Verfügung stellt. Es ist wohl ein Phänomen unserer Zeit, dass das Interesse nachlässt. Auch die Empathie für Ehrenamtlichkeit fehlt.

ÖSTERREICH: Wie sehr schmerzt Sie das Aus?

Keszler: Es tut mir im Herzen weh – vor allem zu sehen, dass diese Herzensangelegenheit auf so viele taube Ohren gestoßen ist. Wir haben bis zuletzt auf ein Wunder gehofft, aber es kommt der Punkt, wo mein Verein das nicht mehr verantworten kann. Einerseits bin ich furchtbar traurig, andererseits fühle ich mich auch erlöst.

ÖSTERREICH: Vermissen Sie auch die Unterstützung der Politik?

Keszler: Tatsache ist, dass die politische Schlacht immer härter wird. Ohne Helmut Zilks Mut hätte es den ­Life Ball nie gegeben. Dafür bin ich ihm für ewig dankbar. Danach hat Michael Häupl dieses Engagement zwei Jahrzehnte lang weitergeführt, denn er hat gewusst, was für eine Wertschöpfung und Werbung der Life Ball für Wien bringt. Mit dem neuen Bürgermeister Michael Ludwig hatte ich bis dato nur einen Termin im Dezember. Aber die Bürokratie ist schon auch ein Problem. Alleine bei der Gemeinde Wien haben sich z. B. die Magistratsabgaben vervielfacht, die Kosten für Sicherheit sind von 80.000 auf bis zu 270.000 € angestiegen.

ÖSTERREICH: Ist das politische Klima im Land auch schuld am Aus für den Life Ball?

Keszler: Wir sind ein Ball gegen Ausgrenzung und haben nie jemanden ausgegrenzt. Aber es ist kein Geheimnis, dass die FPÖ immer versucht hat, den Life Ball zu verhindern. Die rechte Seite hätte diesen Ball sicher nie ermöglicht.

ÖSTERREICH: Gibt es jemanden, der den Life Ball statt dir weiterführen könnte? Conchita Wurst wird ja immer wieder genannt.

Keszler: Darf ich dies ein letztes Mal klarstellen: Conchita wäre ein tolles Testimonial und imagemäßig eine tolle Frontfigur. Er hat aber derzeit weder das Handwerk noch die Ambitionen, Bälle zu organisieren. Es braucht neben Engagement und Idealismus auch viele Jahre learning by doing, ein großartiges Team und ein mühsam erarbeitetes Netzwerk, um einen Life Ball Realität werden zu lassen. Wenn es so einfach wäre, gäbe es viele Life Bälle. Das Aus des Life Balls ist endgültig!

ÖSTERREICH: Was ist vom letzten Life Ball zu erwarten?

Keszler: Es wird natürlich emotional. Ich möchte zum letzten Ball niemanden aus den Anfangsjahren ver­gessen einzuladen, die zahlreichen Life-Ball-Engel, die den Ball stets getragen haben. Ich möchte mich bei allen wirklich für diese großartige Zeit bedanken! Ich glaube, dieser letzte Life Ball wird dem ersten Life Ball am nächsten kommen.

ÖSTERREICH: Was macht Gery Keszler künftig, wenn er nicht mehr den Life Ball organisiert?

Keszler: Ich werde nicht zurückziehen. Werde wieder mehr auf mich schauen, wieder zu Kräften kommen, Sport machen. Meine große Freude war immer die klassische Musik. In diese Richtung könnte es gehen. Vielleicht ergibt sich eine Inszenierung an der Oper, das würde mir Spaß machen.

(Niki Fellner)


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