"Sternschnuppe"

Austro-"Tatort" mit Humor und Drama

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Für Darstellerin Adele Neuhauser "kein liebenswürdiger Fall".

Wenn junge Künstler wie eine "Sternschnuppe" verglühen: Im gleichnamigen neuen "Tatort" sieht sich das heimische Ermittlerduo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) nicht nur mit den Abgründen des Musikbusiness' konfrontiert, sondern entdeckt auch aneinander neue Seiten. Am Sonntag (20.15 Uhr auf ORF 2) treffen sich somit Drama und Humor in einem temporeichen Krimi.

Wortwitz
Dass diese Kombination aufgeht, liegt zu einem Gutteil am Drehbuch von Uli Bree: Der Schöpfer der "Vorstadtweiber", der auch die Figur von Fellner in das "Tatort"-Universum eingeführt hat, lässt seine Charaktere eine ordentliche Runde drehen, bis sie dem Tod eines Musikmanagers schließlich auf die Spur kommen. Der Einstieg gelingt dabei leichtfüßig und mit viel Wortwitz, wenn etwas neckisch das Sexualleben der Kommissare zum Thema wird. "Damit steige ich zwar ein, aber dann gehe ich immer mehr in die Tiefe der Geschichte", erzählte Bree im Gespräch mit der APA.

Casting-Realität
Vom Sexualtherapeuten zum Privat-TV: Das ist der Weg, den Eisner und Fellner deshalb gehen müssen, da ihr scheinbar bei einem Sexspielchen erdrosseltes Opfer auch als Juror einer Castingshow fungiert hat. Hier werden junge Talente gefunden und gefördert, könnte man glauben. Schnell wird aber deutlich, dass für etliche vielversprechende Künstler das Showbusiness weniger Glamour denn eine harte Landung parat hält.

Abrechnung
Viel abgewinnen kann Bree diesen Formaten jedenfalls nicht, verkaufe man als Teilnehmer doch seine Seele. "Der einzige Gewinner bei der Show ist der Sender." Auch an Nachbetreuung mangele es. "Von einem Tag auf den anderen stehst du auf der Bühne, im Blitzlicht, gibst Autogramme. Und wenn du es nicht schaffst, sitzt du wieder alleine am Klo. Das ist für einen jungen Menschen, der nicht in sich gefestigt ist, ein Riesenproblem."

"Ambivalente Haltung"
Für Krassnitzer nimmt der Krimi eine durchaus "ambivalente Haltung" ein. "Wir erwähnen auch mehrmals, dass Castingshows durchaus eine Chance bieten, Menschen überhaupt mal einen Raum zu geben. Uns hat hauptsächlich interessiert, was danach passiert. Wo sind diese unzähligen Sieger, oder die unzähligen Zweiten und Dritten, die auch nicht viel schlechter singen?" Im Film ist es somit auch eine ehemalige Kandidatin der Show "Sing Your Song", die sukzessive in den Fokus der Ermittlungen rückt und auch auf die weiteren Beteiligten ein neues Licht wirft: Der aufstrebende Star der aktuellen Staffel, seine Mutter und die Witwe des Toten - sie alle scheinen nicht ganz ehrlich mit Eisner und Fellner zu sein.

Nicht liebenswürdig
Gerade der Wechsel von Zwischenmenschlichem und dem Kriminalistischen macht "Sternschnuppe" besonders reizvoll. Der von Michi Riebl inszenierte Film lebt von der Schlagfertigkeit seiner Hauptcharaktere, die etliche Gelegenheiten zum dezenten Flirt erhalten. "Es ist zunächst die sehr verführerische Schiene, die gegangen wird", betonte Neuhauser. "Es wirkt humorvoll und liebenswürdig, aber es ist kein liebenswürdiger Fall." Dass die Beziehung von Eisner und Fellner so im Vordergrund stehe, sei zwar diesmal ganz reizvoll gewesen. "Aber ich fand es dann eigentlich ausreichend, sonst kippt es", meinte die Schauspielerin.

Mord überflüssig
Etwas anders beurteilt Drehbuchautor Bree die Sachlage. "Ich fände es schon cool, die Beiden mal ins Bett zu schicken. Stell Dir das Bild vor, wie die nebeneinander in der Früh aufwachen. Und dann schreibst du, dass sie einfach so tun, als wäre das nicht passiert. Das ist doch super", lachte er. Genauso interessant sei für ihn aber auch ein "Tatort" ohne Mord. "Wenn ich nur diese zwei Menschen erzähle, mit ihren Befindlichkeiten, und da eine schöne Geschichte herum baue, dann brauche ich keinen Mord."

Neue Ideen
Ob das für "seinen" nächsten Fall schon zutreffen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wird heuer ein neuer "Tatort" aus seiner Feder realisiert. "Es geht um Mobbing im Polizeiapparat", verriet Bree. "Polizei und Bundesheer waren ja jahrzehntelang reine Männerdomänen. Als dann Frauen hineingekommen sind, war das ein Riesenproblem." Der Drehstart für die Episode mit dem Titel "Wehrlos" sei bereits im Frühjahr.

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