Lauda und Zilk

"Wir waren beide dem Tod nahe"

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Im ORF-Talk "Lebens-Künstler" spricht Helmut Zilk heute mit Niki Lauda. Hier die besten Passagen.

Für die erste Lebens-Künstler- Sendung nach seiner schweren Krankheit bat Alt-Bürgermeister Helmut Zilk (79) Überlebenskünstler Niki Lauda (57) zum Talk (08.12., ORF 2, 22.30 Uhr).

„Wir haben beide ähnliche Schicksale, beide waren wir schon im Jenseits“, so Zilk bei der Lebens-Künstler-Aufzeichnung. Im persönlichen Gespräch mit dem früheren Formel-1-Rennfahrer geht es um beider Erfahrung an der Grenze zum Tod. Außerdem spricht Lauda offen über seinen unehelichen Sohn Christopher, Ex-Frau Marlene und über seine glückliche Beziehung zu Partnerin Birgit Wetzinger.

In ÖSTERREICH vorab die besten Passagen des Top-Talks.

Helmut Zilk: Der große Bruno Kreisky hat einmal gesagt: Lauda ist Nummer eins, Karajan die Nummer zwei, und ich der Dritte, den man in dieser Welt noch kennt.

Niki Lauda (Lacht): Er hat mich immer respektiert für das, was ich gemacht habe.

Zilk: Wenn man nach den Sternen greift, stolpert man gelegentlich – wie Du etwa am Nürburgring 1976. Was sagst Du rückschauend?

Lauda: Ich bin froh, dass ich heute hier sitze. Aber ich kann mich noch genau an alles erinnern. Aufgrund meiner Lungenverletzung damals gab es einen Moment da wusste ich, ich sterbe jetzt. Ich war so erschrocken über dieses Gefühl. Ich dachte nur: Hör’ auf herum zu tun und hör’ zu, was die Ärzte sagen. Ich kann mich heute noch erinnern, was sie gesagt haben. In meinem Fall war das positiv, weil ich versucht habe, dem Tod entgegenzuhalten. Und durch dieses Bemühen war das ein Überlebenskampf, den ich Gott sei Dank gewonnen habe.

Zilk: Du hast gerade beschrieben, was ich vor einem halben Jahr erlebt habe. Das Geheimnis ist, was der Mensch selbst einbringt – den Willen und die Kraft.

Lauda: Du warst in einer Phase, in der Du aufgeben wolltest. Wodurch wurde die ausgelöst?

Zilk: Ich war fünf Wochen im künstlichen Tiefschlaf. Und als man versucht hat, mich zurück zu holen, war ich überhaupt nicht mehr Herr meiner selbst. In dieser Situation habe ich eine Todessehnsucht gehabt. Ich habe den fatalen Fehler gemacht, meinen Sohn zu bitten, mir etwas zu bringen, damit ich meinem Leben selbst ein Ende bereiten kann. Aber das war ein Schwächezustand. Wie war das damals, als Du Dich zum ersten Mal nach dem Unfall gesehen hast?

Lauda: Mich hat es gerissen. Und ich habe die Krankenschwester gefragt, ob das bleibt. Später habe ich beschlossen, dass ich die Leute einfach schrecken werde. Und ich habe sie geschreckt. Heute sage ich zu den Menschen: „Ich schaue Ihnen in die Augen und Sie schauen mir aufs Ohr.“

Zilk: Mein Markenzeichen ist ja die Hand. Wenn ich mit fremden Menschen rede, und keinen Handschuh anhabe, können die mir gar nicht richtig zuhören. Themenwechsel: Du warst bis 1996 mit Marlene verheiratet. Aber es war keine praktizierte Ehe...

Lauda: Doch, wir haben ja zwei Söhne. Sie war für mich die ideale Person damals. Sie hat im Positiven ein bissl gesponnen und alles nicht so ernst genommen. Ich habe heute noch das beste Verhältnis zu ihr. Die Marlene ist ein Teil meines Lebens. Nach dem Unfall damals hat sie zu mir gesagt: Diesen Pubertätssport, mein lieber Freund, den unterstütze ich nicht mehr.

Zilk: Frauen haben immer eine große Rolle gespielt bei Dir. Nicht nur die Marlene. Es hat auch andere gegeben...

Lauda: Es ist unbestritten, dass die Birgit Wetzinger seit längerer Zeit meine Lebensgefährtin ist. Einen Hund hat sie mitgebracht. Und jetzt haben wir noch einen. Acht Monate habe ich sie gekannt, da hat sie mir eine Niere gespendet.

Und ich muss Dir ehrlich sagen: Ich habe mir einmal kurz in die Hose gemacht. Weil die Verantwortung, einen Fremden zu bitten, mir eine Niere zu spenden, war für mich seinerzeit unerträglich. Deswegen habe ich zuerst gesagt: Kommt nicht in Frage. Sie hat gesagt, das ist ihr wurscht, sie macht das für mich. Das war eine unglaubliche Leistung von ihr, die ich ihr nie vergessen werde. Abgesehen davon ist sie eine tolle Frau. Das alles ist jetzt anderthalb Jahre her und die Harmonie und Sympathie füreinander hat immer mehr zugenommen. So froh wie heute war ich überhaupt noch nie.

Zilk: Du hast ja auch einen unehelichen Sohn. Christoph heißt er. Lauda: Zu dem habe ich sehr wenig oder gar keinen Kontakt. Die Problematik war damals: Mit Lukas und Mathias (Söhne aus der Ehe mit Marlene, Anm.) war ich natürlich jeden Tag zusammen. Und Christoph ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Zu Weihnachten und solchen wichtigen Anlässen gibt es immer wieder mal Kontakt. Aber er lebt mit seiner Mutter.

Zilk: Bist Du ein Mensch, der Emotionen hat?

Lauda: Ich schreie nicht und ich tobe nicht rum. Oft komme ich als kühler Fisch rüber. Aber das ist ganz anders.

Zilk: Die bösen Menschen sagen, Du bist geizig. Die andern sagen, Du bist sparsam.

Lauda (Lacht): Ich glaube, ich weiß im richtigen Moment das Geld auszugeben!

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