Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat neuerlich die Tageszeitung "La Repubblica" attackiert, die er bereits auf eine Million Euro Schadenersatz wegen ihrer Bericht über angebliche Sex-Affären und wilde Partys verklagt hat.
"Wenn die Zeitung weiterhin Leser und Glaubwürdigkeit verlieren will, kann sie mit ihrer Kampagne gegen mich ruhig weitermachen", sagte Berlusconi im Interview mit der rechtsgerichteten Tageszeitung "Il Giornale". Berlusconi erklärte, er habe die regierungskritische Tageszeitung nicht angezeigt, sondern ein Zivilverfahren gegen das Blatt in die Wege geleitet. Hintergrund sind die jeden Tag von dem römischen Blatt in einem Kasten veröffentlichten "zehn Fragen" an den Regierungschef, die dieser für diffamierend hält.
"La Repubblica" will unter anderem wissen, wann Berlusconi die junge Noemi Letizia kennengelernt hat, und ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen gehabt habe oder habe. Oder was ihn dazu bewogen habe, über Monate hinweg "nicht die Wahrheit zu sagen" und vier verschiedene Versionen zum "Fall Noemi" zu liefern? Nachgefragt wird auch zu Berlusconis berichteten Treffen mit einem Callgirl und ob ihn das als Regierungschef nicht erpressbar machen könnte. Die zehnte Frage zielt darauf ab, wie es ihm nach alledem gesundheitlich gehe.
Berlusconi hatte vergangene Woche mehrere europäische Zeitungen wegen ihrer Berichterstattung über sein Privatleben geklagt. Gerichtsverfahren seien in Italien, Frankreich und Spanien angestrengt worden, Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Nicolo Ghedini am Freitag. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" sowie gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abgedruckt hatte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigen. Auf einem der Fotos soll auch das entblößte Glied des damaligen tschechischen Regierungschef Mirek Topolanek zu sehen gewesen sein.