Der neueste Trend des Festivals von Venedig lässt sich nicht an Filmen ablesen, er manifestiert sich vielmehr schon bei der Ankunft der richtig großen Stars: US-Schauspieler George Clooney kam im Helikopter an den Lido, so wie auch Venezuelas Präsident Hugo Chávez, "Hauptdarsteller" in Oliver Stones Lateinamerika-Hymne "South of the Border".
Clooney (48) jedenfalls scheint Stammgast an Venedigs Strand werden zu wollen. Vor einem Jahr brachte er mit dem Film "Burn after Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?" der Coen-Brüder dem Festival eine Menge Glamour. Diesmal spielt er eine irrwitzige komödiantische Rolle in "The Men Who Stare at Goats" des Regisseurs Grant Heslov. Mit von der Partie sind Ewan McGregor und Kevin Spacey.
Aber das war nicht das, was die Paparazzi am Lido eigentlich interessierte. Sie wollten ablichten, wie der schöne George Hand in Hand mit seinem italienischen Showgirl Elisabetta Canalis aus dem Hubschrauber steigt, um sich am Dienstagabend dann zur Premiere des Films auf dem roten Teppich vor den Kameras zu präsentieren. Immerhin nennt Italiens Klatschpresse das jüngste Techtelmechtel des George Clooney die "Love Story des Sommers" und beförderte die Sardin zu seiner Verlobten.
Während im Film Sex keine Rolle spielte, war die Luft während des Pressetreffens erotisch aufgeladen. "George, I Love You", eröffnete eine Spanierin das Gespräch, während sich ein Mann glatt das Hemd vom Leib riss und dem Junggesellen seine Liebe erklärte. Clooney überspielte die peinliche Situation und wich auch mehreren Fragen um Gerüchte, er sei homosexuell, lächelnd aus. Doch vor der Masse der internationalen Medien geht es auch um die rechte Hand, die sich der Superstar gerade an einer Autotür gebrochen hat. "Ich werde dumm im hohen Alter", verwies der dennoch glänzend gelaunte Clooney auf seinen Verband.
In Heslovs Film, der außer Konkurrenz am Lido gezeigt wird, spielt dagegen weit und breit keine Frau eine Rolle. George Clooney muss es genossen haben, mal wieder eine komödiantische Spitzenleistung aus dem Ärmel geschüttelt zu haben, ohne den smart-eleganten Womanizer geben zu müssen. In der unglaublichen Geschichte dreht sich alles um eine geheime US-Militäreinheit, die mit Anleihen bei Schamanen, Gurus und Esoterik ganz "übernatürliche Waffen" entwickeln will: Man kann die Gedanken des Feindes lesen, durch Mauern gehen und allein durch längeres starres Fixieren eine Ziege töten - daher der Titel.
Zumindest das schafft Clooney, wenn ihm als Lyn Cassady auch sonst nicht mehr alles gelingt, als er mit Reporter Bob (Ewan McGregor) in Iraks Wüste noch einmal auf eine ganz verrückte Sondermission geht. Was aus Hippie- und New-Age-Kultur entstand und mit "Flower Power" den Feind unschädlich machen wollte, endet in einem Machtkampf und einem wilden Abenteuer. Regisseur Heslov, bisher überwiegend fürs TV tätig, setzt Clooney mit einem witzigen Drehbuch Schlag für Schlag in Aktion - bis hin zum Schlussakkord, samt LSD en gros für das gesamte Militärcamp und einer "Ziegen-Befreiungsaktion" mitten in der Wüste.
Im Rummel um Clooney ging ein eindringlicher Film über einen "richtigen" Krieg gottlob nicht unter: Der israelische Regisseur Samuel Maoz hat in "Lebanon" sein Trauma von vor zwei Jahrzehnten verarbeitet, als er, ein blutjunger Mann, in einem Panzer in den Krieg fahren musste. Seine dramatische Sicht von damals behält er in seiner Aufarbeitung bei - "Lebanon" wird zum klaustrophobischen Alp für 20-jährige Soldaten, die gar nicht in den Krieg gegen Nachbarn im Norden ziehen wollen und, völlig überfordert, von Anfang an höllische Angst um ihr junges Leben haben. Mit diesem Wettbewerbsfilm, in dem auch deutsche Produktionsanteile stecken, hat sich Maoz durchaus der Jury unter Regisseur Ang Lee empfohlen: "Ich wollte jedem zeigen, wie der Krieg wirklich ist, so ungeschminkt und aufrichtig wie möglich."