Kärnten

Alt-Landeshauptmann Hans Sima gestorben

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Der frühere Kärntner Landeshauptmann Hans Sima (SPÖ) ist am Samstagabend im 89. Lebensjahr im Landeskrankenhaus Klagenfurt gestorben.

Sima war auf den Tag genau neun Jahre lang - vom 12. April 1965 bis zum 12. April 1974 - Regierungschef des südlichsten Bundeslandes. In seine Zeit fiel der so genannte "Ortstafelsturm" im Herbst 1972, der in der Folge indirekt zum Rücktritt des SPÖ-Politikers führte.

Der in Saifnitz im Kanaltal am 4. Juni 1918 als Sohn eines Arbeiter-Ehepaares geborene Sima war bereits seit seiner Schulzeit in Organisationen der Sozialdemokratischen Partei tätig.

Illegale Aktionen führten 1935 zu seiner Verhaftung, er war monatelang im Gefängnis. Die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges verbrachte Sima an der Ostfront, 1945 kehrte er schwer verwundet nach Hause zurück. Unmittelbar nach dem Krieg setzte Sima seine Arbeit bei der SPÖ fort.

Wiederaufbau der SPÖ
Er war maßgeblich am Wiederaufbau der Sozialdemokratischen Partei beteiligt, ab 1946 war er Landesparteisekretär. 1949 wurde er Abgeordneter zum Kärntner Landtag, 1953 Bundesrat. Ab 1956 war Sima Mitglied der Kärntner Landesregierung, wo er das Finanzreferat inne hatte. 1963 wurde er Erster Landeshauptmann-Stellvertreter und 1965 Landesparteivorsitzender und Landeshauptmann. Nach der Landtagswahl 1970, als die SPÖ die absolute Mehrheit erlangte, wurde Sima wieder zum Landeshauptmann gewählt. In diesem Jahr erfolgte auch die Grundsteinlegung für den Bau der damaligen Hochschule für Bildungswissenschaften, heute Universität Klagenfurt.

"Ortstafelturm" 1972 seine schwierigste Zeit
Die schwierigste Zeit als Landeshauptmann musste Sima während des " Ortstafelsturmes" 1972 bewältigen. Am 20. September dieses Jahres wurden in Erfüllung des knapp drei Monate zuvor im Parlament über Initiative der SPÖ beschlossenen Ortstafelgesetzes die ersten zweisprachigen Ortstafeln in Südkärnten aufgestellt. Vorgesehen waren deutsch-slowenische Topographien in insgesamt 205 Ortschaften, doch alle Tafeln sind nie aufgestellt worden. Die Empörung war groß und gipfelte schließlich in einem wochenlangen "Ortstafelsturm".

Höhepunkt dieser nationalistischen Kundgebungen, die es in allen Bezirken gab, war ein Bombardement aus Eiern und Tomaten, das über den um Vermittlung bemühten Bundeskanzler Bruno Kreisky und Landeshauptmann Sima vor der Arbeiterkammer in Klagenfurt niederging. Daraufhin kapitulierte die Politik, die zweisprachigen Tafeln wurden größtenteils wieder entfernt. Wenige Monate später musste Sima nach einer Niederlage der SPÖ bei den Gemeinderatswahlen 1973 - u.a. war der Bürgermeistersessel in Klagenfurt an die ÖVP verloren gegangen - die Funktion des Landesparteivorsitzenden an Leopold Wagner abtreten. Ein Jahr später wurde er, nach starkem innerparteilichen Druck, von Wagner auch als Landeshauptmann abgelöst.

Abschied aus der Politik
Hans Sima hat sich nach seinem Abschied aus der Politik in das Privatleben zurückgezogen und ging damals auch auf Distanz zu seinem Nachfolger Wagner. Zum aktuellen politischen Geschehen meldete er sich kaum zu Wort. Die Ehrungen erfolgten spät: 1990 erhielt Sima den Landesorden in Gold, 1991 die höchste SPÖ-Auszeichnung, die Victor-Adler-Plakette. Sima lebte in den vergangenen Jahren mit seiner Frau zurückgezogen in Dellach am Südufer des Wörther Sees. Vor sechs Jahren gründete er eine Privatstiftung zur Erforschung der Kärntner Zeitgeschichte und zur Förderung des Alpen-Adria-Gedanken, in die er beträchtliche Summen investierte.

Bezeichnete Haider als "Rechtsradikalen"
Zuletzt äußerte er sich im Jänner 2002 noch einmal zur Politik, und zwar anlässlich des wieder aufgeflammten Streits um die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Format" bezeichnete er den amtierenden Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider als "Rechtsradikalen". Er sparte aber damals auch nicht mit Kritik an der eigenen Partei, die in der Ortstafelfrage "kleinmütig" agiert hätte. Nach Bekanntwerden seines Todes würdigten ihn am Samstagabend alle Kärntner SPÖ-Granden als großen Politiker. "Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren", so die Vorsitzende der SPÖ Kärnten und stellvertretende Landeshauptfrau Gaby Schaunig.

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