Ein Schlachtfeld in Nickelsdorf

Müll-Wahnsinn am Nova Rock

Teilen

Die Acts waren gigantisch, die Fans voller Euphorie und alles was blieb ist ein riesiger Müllberg.

200.000 rockten am Wochenende das Nova-Rock-Festival in Nickelsdorf. Mit Headlinern wie den Toten Hosen oder die Ärzte war die Stimmung am Kochen. Doch nach der Euphorie rund um das Austro-Woodstock kommt nun die Ernüchterung. Denn die Massen an Musikfans und Partywütigen hinterlassen naturgemäß ihre Spuren. Das Campinggelände gleicht einem Schlachtfeld. Überall stehen verlassene Zelte, aufgetaute Kühltruhen und die herumliegenden Plastikflaschen und Bierdosen braucht man gar nicht zählen anfangen. Müllberge verteilen sich wie Maulwurfhügel über dem Feld. Diesen Dreckhaufen ordnungsgemäß zu Entsorgen ist sicher kein Spaß.

Das wissen die meisten der Festival-Besucher auch und nehmen ihren Dreck großteils auch wieder mit, beziehungsweise entsorgen ihn vor Ort. Um genau solche Bilder zu vermeiden, werden deshalb die Rufe nach einer Erhöhung der Müllgebühr am Festival immer lauter. Derzeit zahlt man bei Ankunft am Campingplatz 10 Euro, wobei 5 Euro davon direkt als Müllkostenbeitrag einbehalten werden und die restlichen 5 Euro man bei der Abgabe von einem mindestens halbvollen Müllsack zurück bekommt. Ein Betrag, der bei einem Ticketpreis ab 150 Euro, mehr als verkraftbar scheint.

Sollte man als Besucher dennoch umweltbewusster Campen wollen, bieten die Veranstalter den "Green Camping"-Bereich an. Dort wird es hoffentlich am Ende des Wochenendes anders aussehen.

Einsatzkräfte zogen zufrieden Bilanz

Aber zumindest die Einsatzkräfte haben am Montag zufrieden Bilanz über das diesjährige Nova Rock Festival gezogen. Sowohl von der Polizei als auch vom Roten Kreuz wurden die Festivalbesucher für ihre Besonnenheit gelobt. Die Hitze sorgte dafür, dass beim Roten Kreuz die Versorgungszahlen ein neues Rekordniveau erreichten. "Aufsehenerregende Straftaten oder Zwischenfälle" gab es aus Sicht der Polizei nicht.

Das Rote Kreuz verzeichnete beim Nova Rock in diesem Jahr insgesamt 3.367 Behandlungen. Die Sanitäter mussten 1.400 Einsätze mehr als noch im Vorjahr absolvieren - wobei 2018 laut eigenen Angaben ein im langjährigen Vergleich einsatzschwaches Jahr war. Der Grund für die hohe Anzahl an Behandlungen seien die heißen Temperaturen gewesen, betonte das Rote Kreuz Burgenland am Montag in einer Aussendung. Am Sonntag, als die Hitzewelle langsam nachließ, sei die Zahl der Versorgungen deutlich zurückgegangen.

"Hitzebedingte Gesundheitsprobleme" wie Kollaps, Sonnenstich und Sonnenbrand seien beim diesjährigen Festival dementsprechend häufig behandelt worden. Ansonsten wurden vor allem alltägliche Verletzungen wie Schürfwunden und Schnittwunden versorgt. 64 Festivalbesucher mussten zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus, vier davon wurden aufgrund schwerwiegender Verletzungen oder Erkrankungen vom Notarzt dorthin begleitet.

Was die Sicherheit betrifft, zeigte man sich bei der Polizei zufrieden: "Großer Dank gebührt den disziplinierten Besucherinnen und Besuchern", stellte der polizeiliche Einsatzleiter, Oberstleutnant Bernhard Griensteidl, fest. Täglich waren rund 250 Polizisten aus dem Burgenland sowie aus Niederösterreich und der Steiermark am Festivalgelände präsent, dazu kam noch Securitypersonal des Veranstalters.

Während des gesamten Festivals habe es nur fünf Festnahmen mit einem Hintergrund nach der Strafprozessordnung gegeben, hieß es von der Landespolizeidirektion Burgenland. 162 erstattete Anzeigen betrafen zumeist Delikte wie Diebstähle von Handys, Taschen oder Rucksäcken. Auch einige Suchtgiftdelikte waren darunter. Eine 42-Jährige wurde angezeigt, nachdem sie einem Festivalbesucher die Kreditkarte gestohlen hatte und damit binnen 20 Minuten 20 Cashlesscards mit einem insgesamt mittleren vierstelligen Betrag auflud. Danach hob sie von 14 Karten das dorthin transferierte Geld wieder ab.
 

Alko- & Drogentests

Im Umfeld der Pannonia Fields kontrollierte die Landesverkehrsabteilung Burgenland etwa 1.500 Lenker und führte 1.200 Alkovortests durch. Dabei wurden 13 durch Alkohol und elf durch Drogen beeinträchtigte Autofahrer erwischt. Zwölf Autofahrern mit einer Alkoholisierung zwischen 0,5 und 0,79 Promille wurde die Weiterfahrt untersagt. Zwei weitere Lenker durften wegen Übermüdung nicht weiterfahren.

Die Polizei hatte ein Verkehrskonzept entwickelt, um die An- und Abreise der Nova Rock-Fans möglichst rasch und sicher zu ermöglichen. Sonntagabend verzichtete dann allerdings der Großteil der Besucher auf eine weitere Nacht am Gelände, so dass es bei der Abfahrt vom Festivalgelände zu stundenlangen Verzögerungen kam.

Hochbetrieb gab es auch für die Pannenhelfer des ÖAMTC: "Wir haben einen leichten Anstieg an Einsätzen bemerkt", so Sprecher Bertram Gross. Insgesamt wurden seit Donnerstag knapp 450 Einsätze geleistet. Aufgrund der sengenden Hitze seien heuer besonders viele leere Batterie zu verzeichnen gewesen. Dazu kamen verlorene Autoschlüssel und kleinere Reparaturen an Scheibtruhen, Wagerl und Co.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.