Bombardiertes Elternhaus mit Toten löste Psychose aus.
Über eine Million Mal wurde das Schockvideo auf Facebook aufgerufen. Es zeigt in dramatischen Szenen einen jungen Flüchtling, der sich vor eine Straßenbahn werfen wollte – ÖSTERREICH berichtete. Der 21-jährige Syrer befindet sich in psychiatrischer Behandlung. Jetzt werden die Hintergründe der Verzweiflungstat klar.
Hass-Postings gegen Flüchtling
Die Bilder waren teils unerträglich. Der Flüchtling rollte sich unter lautem Geschrei („Ich bin kein IS!“) quasi unter die anfahrende Bim. Dann kletterte er auf ein geparktes Auto und schließlich auf das Dach der Straßenbahn. Er griff in Richtung Oberleitung und begab sich in akute Lebensgefahr. Erst die Polizei konnte ihn überwältigen und in ein Spital bringen.
Noch unerträglicher als das Drama selbst waren anschließend Internet-Postings zu dem Vorfall. „Ich nehme den Tramfahrer mal virtuell in die Arme. Wer will schon Scheiße auf der Windschutzscheibe!“ Kommentare dieser Qualität gab es Dutzende.
Vielleicht wären sie anders ausgefallen, wenn die Schreiber die Hintergründe des psychotischen Anfalls gekannt hätten. Laut Freunden des Syrers soll dieser kurz zuvor erfahren haben, dass sein Elternhaus bei Damaskus bombardiert worden war. Sein Vater soll getötet worden sein, seine Geschwister und die Mutter in einem Krankenhaus liegen. „Diese Nachricht konnte er nicht verkraften, er wollte deshalb selbst sterben“, behauptet ein guter Freund.