Das Schuljahr 2008/2009 bringt für viele Schüler eine Reihe von Veränderungen.
Pünktlich am 1. September beginnt für die Schüler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das neue Schuljahr 2008/09, eine Woche später, am 8. September, fällt der Startschuss in den übrigen Bundesländern. Das ändert sich alles im kommenden Schuljahr:
- "Neue Mittelschule":
Was ist die "Neue Mittelschule"?
Die "Neue
Mittelschule" ist eine völlig neue, neben AHS und Hauptschule eingerichtete
Schulform für Zehn- bis 14-Jährige. Die rund 3.700 Schüler, die sich für
diese neue Schulform entschieden haben, gilt, dass sie sich nicht gleich
nach der Volksschule für den weiteren Bildungsweg, also zwischen AHS und
Hauptschule, entscheiden mussten, sondern erst im Alter von 14 Jahren.
Allerdings handelt es sich bei der "Neuen Mittelschule" um keine
Gesamtschule, AHS und Hauptschulen laufen in den betreffenden Regionen
parallel weiter.
Wofür gibt es die "Neue Mittelschule"?
Als
Hauptmotivation für die Einrichtung der "Neuen Mittelschule" gilt die nach
Ansicht der Befürworter die "zu frühe" Bildungswegentscheidung im Alter von
neun Jahren, was zu "sozialen Ungerechtigkeiten" führe. Derzeit müssen sich
Kinder Mitte der 4. Klasse Volksschule entscheiden, ob sie in eine AHS oder
eine Hauptschule weitergehen. Mit der "Neuen Mittelschule" soll man sich
erst mit 14 Jahren über den weiteren Bildungsweg klar werden. Erste
Auswertungen haben gezeigt, dass 30 bis 40 Prozent der für die "Neue
Mittelschule" angemeldeten Kinder AHS-Reife haben.
Wo wird die "Neue Mittelschule" umgesetzt?
Im
Burgenland, Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Vorarlberg werden an 67
Schulstandorten 167 Klassen nach dem neuen System unterrichtet. Die Versuche
sind auf zehn Prozent der Klassen an öffentlichen Schulen im Bundesgebiet
begrenzt. An jedem Standort müssen zwei Drittel der Lehrer und Eltern der
Einrichtung eines Modellversuchs zustimmen. Zusätzlich müssen auch AHS und
Hauptschule in zumutbarer Entfernung als Alternative angeboten werden.
Was ist mit den anderen Bundesländern?
Weitere Versuche sind
ab 2009/10 in Wien, Niederösterreich und Salzburg geplant. Die
Bundeshauptstadt orientiert sich dabei am Modell "Neue Mittelschule",
Niederösterreich setzt auf eine "zusätzliche Orientierungsphase" für Zehn-
bis Zwölfjährige in Hauptschulen. In Salzburg sind drei Modellregionen
geplant.
Was ändert sich inhaltlich für die Schüler?
Für
die "Neue Mittelschule" gilt der Lehrplan der AHS-Unterstufe. Falls in
Deutsch, Mathe oder Englisch eine negative Note droht, haben die Eltern das
Recht, eine Beurteilung nach dem Lehrplan der Hauptschule zu verlangen. Eine
Rückkehr in den Gymnasiums-Lehrplan ist möglich. Pädagogisch wird
auf "Individualisierung" und "Differenzierung" Wert
gelegt. Das bedeutet, dass sich der Unterricht am individuellen
Leistungsniveau der Schüler orientiert.
Wie schließen die Schüler ab?
Grundsätzlich können die
Schüler je nach Leistungsvermögen entweder den Abschluss einer
AHS-Unterstufe oder einen Hauptschulabschluss erwerben.
Was für Lehrer unterrichten die Schüler?
In Zukunft ist
ein Einsatz sowohl von AHS-als auch von Hauptschullehrern vorgesehen.
Was ist mit Gruppenarbeiten?
Zudem soll in flexiblen Kleingruppen
unterrichtet sowie Themen fächerübergreifend, projektorientiert und in
offenen Lernformen erarbeitet werden. Dazu werden die Teilungszahlen
gesenkt, die regeln, ab welcher Schülerzahl eine Klasse in bestimmten
Gegenständen in kleinere Gruppen geteilt wird. Die Maßnahme greift in der
AHS-Unterstufe in lebenden Fremdsprachen und Latein sowie in den ersten
Klassen von berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sowie an
Oberstufenrealgymnasien in Mathematik und einem schulautonom festzulegenden
Pflichtgegenstand. Weil künftig auch klassenübergreifend geteilt werden
kann, befürchten Kritiker, dass auch größere Fremdsprachenklassen als bisher
möglich sein können.
Können die Schulen Schwerpunkte setzen?
Die Modellversuche
zur "Neuen Mittelschule" sind sowohl von den Schwerpunkten als auch von der
Größe her durchaus unterschiedlich: So setzt etwa "Klagenfurt I" voll auf
ganztägige Schulformen und hält laut Modellplan die "durchgehende Trennung
von Lern-Vormittag zu Freizeit-Nachmittag mit wie bisher maximal Turn- bzw.
Werkunterricht aus pädagogischer Sicht nicht mehr vertretbar". In der
Modellregion Voitsberg wiederum ist umgekehrt nur an einem Viertel der
Standorte Nachmittagsbetreuung vorgesehen, in Murau an keinem einzigen. An
den Vorarlberger Schulen werden an zwei Drittel der Standorte Mittags-und
Nachmittagsbetreuung angeboten, Überlegungen in Richtung Ganztagsschule mit
verschränkter Unterrichts- bzw. Freizeit werden nicht angestellt. Im
burgenländischen Modellplan wird das Thema
Ganztagsschule/Nachmittagsbetreuung gar nicht angeschnitten.
Können Schwerpunkte auch Fächer betreffen?
Besonderes
Augenmerk wird auch auf Sprachen gelegt: So wird im Vorarlberger Modellplan
das Angebot einer zusätzlichen Fremdsprache an den Hauptschul-Standorten als
"zentraler Bestandteil" bezeichnet, im Burgenland stehen vor allem in
Oberpullendorf die Volksgruppensprachen Kroatisch und Ungarisch im
Mittelpunkt.
- Politsiche Bildung:
Welche Schüler werden in Politischer Bildung" unterrichtet?
Schüler
der achten Schulstufe (vierte Klasse AHS oder Hauptschule) lernen erstmals
nicht nur Geschichte, sondern "Geschichte und politische Bildung".
Warum sollen Schüler jetzt in Politik unterrichtet werden?
Die
Umbenennung des Fachs ist vor dem Hintergrund der Senkung des Wahlalters mit
einer inhaltlichen Neuausrichtung verbunden. Angewandte politische Bildung
können viele Schüler höherer Schulen dann am 28. September praktizieren,
wenn sie ab einem Alter von 16 Jahren erstmals an einer Nationalratswahl
teilnehmen dürfen.
- Schulautonome Tage:
Was ändert sich und an welchen Tagen?
Erstmals zentral
vorgegeben wird im kommenden Schuljahr ein Teil der schulautonomen Tage.
Zwei der vier (Volksschule/Hauptschule) bzw. fünf (AHS) bisher von den
einzelnen Schulen fixierten freien Tage wurden bundesländerweise einheitlich
fixiert. Fast alle Bundesländer haben sich für 22.5. und 12.6. - den
Freitagen nach Christi Himmelfahrt bzw. Fronleichnam - entschieden, nur in
Kärnten ist am 22. und 23. Dezember frei.
Warum werden die Semesterferien zentral vorgegeben?
Diese neue
Regelung soll vor allem berufstätigen Eltern und Mehrkindfamilien erstmals
eine bessere Planbarkeit der freien Tage bringen.
Gibt es Ausnahmen?
Ausnahmen bilden Oberstufenrealgymnasien,
berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Bildungsanstalten für
Kindergarten- und Sozialpädagogik sowie AHS mit Sechs-Tage-Woche, die
weiterhin ausschließlich schulautonom über die freien Tage entscheiden.
- Ferien:
Wann sind Semesterferien?
Die Semesterferien sind - nach dem
Ausnahmejahr 07/08 mit nur zwei Staffeln - wieder mit drei Terminen
organisiert. Den Auftakt in die Semesterferien machen Wien und
Niederösterreich in der ersten Februarwoche (2.-7.2.), es folgen Burgenland,
Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg (9.-14.2.) und schließlich in der
dritten Februarwoche Oberösterreich und Steiermark (16.-21.2.). Im Vorjahr
gab es auf Betreiben der Tourismus-Wirtschaft nur zwei Ferienstaffeln.
Wann sind die anderen Ferien angesetzt?
Weihnachtsferien sind
einheitlich vom 24. Dezember bis 6. Jänner, die Osterferien dauern vom 4.
bis zum 14. April 2009. Ebenso österreichweit einheitlich sind die
Pfingstferien vom 30. Mai bis 2. Juni. Die Sommerferien beginnen schließlich
in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland am 4. Juli und dauern bis 5.
September, in den übrigen Bundesländern sind die Hauptferien vom 11. Juli
bis 12. September.
Gemischt fällt im kommenden Schuljahr die Wochentags-Bilanz der beweglichen Feiertage aus: Verpatzt ist der Herbst, wo der Nationalfeiertag (26. Oktober) auf einen Sonntag und Allerheiligen und Allerseelen (1./2. November) auf Samstag und Sonntag fallen. Dagegen bescheren Maria Empfängnis (8. Dezember fällt auf einen Montag) und der Tag der Arbeit (1. Mai ist 2009 ein Freitag) verlängerte Wochenenden.
- Sprachförderung:
Welche Kinder betrifft die Sprachförderung?
So früh wie noch
nie werden im Herbst Kinder mit Sprachdefiziten bereits im Kindergarten
gefördert. Kinder, die bei Sprach-Screenings im Kindergarten die
deutsche Sprache noch nicht gut beherrschten, sollten ein Jahr vor dem
Schuleintritt ab Herbst ein Kindergartenjahr mit speziellen Förderungen
absolvieren. Diese Förderung gilt als "verpflichtend", wer sein Kind trotz
Sprachdefiziten nicht in den Kindergarten schickt, wird allerdings nicht
bestraft. Bei wie vielen Kindern Sprachdefizite festgestellt wurden, ist
noch nicht klar.
Werden die Sprachförderkurse weitergeführt?
Die bis zum
Ende dieses Schuljahres befristeten Sprachförderkurse für außerordentliche
Schüler werden in der Volksschule fortgeführt und auf Haupt- und
Polytechnische Schule ausgeweitet werden.
- Lehrlingsausbildung:
Was ändert sich für Lehrlinge?
Lehrlinge können schon
parallel zur Lehre in einer Pilotphase die Berufsreifeprüfung, also die
Maturaprüfung, absolvieren. Künftig kann man drei von vier
Teilprüfungen bereits während der Lehre ablegen, zur ersten Teilprüfung
schon vor dem 17. Geburtstag antreten. Wie bisher darf die letzte
Teilprüfung aber erst nach dem 19. Geburtstag absolviert werden. Bisher
musste man für die Berufsreifeprüfung bis nach der Lehre warten.
Was kostet die Lehrlinge die Matura?
Bisher musste man für die
Vorbereitungskurse zahlen. Der Bund übernimmt jetzt die Kosten für
Vorbereitungskurse von bis zu 6.000 Euro pro Lehrling.
- Verpflichtende Termine:
Wann finden Wiederholungsprüfungen statt?
Mit der
Abschlusskonferenz - in Ostösterreich zwischen 24. und 26. Juni, im Westen
zwischen 1. und 3. Juli - ist das Schuljahr praktisch gelaufen, letzter
Schultag vor den Sommerferien ist in Wien, Niederösterreich und dem
Burgenland der 3. Juli, im übrigen Österreich der 10. Juli. Die
Wiederholungsprüfungen am Beginn des Schuljahres können zwischen 28. August
und 2. September (4.-9.9. im Westen) angesetzt werden.
Wann krigen die Schüler den Stundenplan?
Der Stundenplan
sollte bereits am zweiten Schultag (2.9. im Osten, 9.9. im Westen) fixiert
sein.
Weitere Termine?
Die Wahl der Klassen- bzw. des Schulsprechers
muss bis 6. Oktober (13.10. im Westen) erfolgen. Schülerbeihilfe kann man
bis spätestens 31. Dezember beantragen. Frühestmöglicher Maturatermin ist im
Osten der 4. Mai, im übrigen Österreich der 8. Mai.