Seit einem halben Jahr befinden sich die Salzburger in der Hand der Geiselnehmer.
18. Februar
Die Salzburger Individualtouristen Ebner und Kloiber,
zuletzt im Süden Tunesiens auf Wüstentour unterwegs, werden als vermisst
gemeldet.
22. Februar
Laut späterer Audiobotschaft der Entführer ist dies
der Tag der Entführung des Touristenpaares aus der Grenzregion zu Algerien.
In der Folge werden die beiden offenbar über Algerien nach Mali verschleppt.
Eine algerische Zeitung konkretisiert den Ort der Entführung später mit der
Gegend um die touristisch interessanten alten Wohnhöhlen von Matmata.
10. März
Die Al Kaida im Islamischen Maghreb,
Nachfolgeorganisation der algerischen Salafisten-Gruppe für Predigt und
Kampf (GSPC), gibt in einer vom TV-Sender Al Jazeera veröffentlichten
Audiobotschaft bekannt, dass sich die zwei österreichischen Touristen in
ihrer Gewalt befinden. Das Wiener Außenministerium richtet einen Krisenstab
ein.
11. März
In einer zweiten Botschaft gibt der der
nordafrikanische Zweig des internationalen Terrornetzwerkes Al Kaida die -
korrekten - Passdaten der Geiseln bekannt. Die Mitteilung und sechs zum Teil
verfremdete Fotos von Kloiber und Ebner werden über das in Washington
ansässige SITE-Institut, das Veröffentlichungen von Terrororganisationen
untersucht, bekannt.
13. März
Per Internet stellen die Entführer erstmals
konkrete Forderungen: Gegen die Freilassung aller in Tunesien und Algerien
inhaftierten Mitglieder der Al Kaida im Islamischen Maghreb würden Kloiber
und Ebner freikommen. Den österreichischen Behörden wird eine Frist von drei
Tagen gesetzt. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) lehnt "Verhandlungen mit
Terroristen" prompt ab. Auch Außenministerin Ursula Plassnik betont: "Wir
sind nicht erpressbar."
14. März
Gusenbauer telefoniert mit Libyens Staatschef
Muammar al-Gaddafi, wie das libysche Außenamt mitteilt. Anfang März hatte
Tripolis die Freilassung von 50 malischen Soldaten aus Tuareg-Gefangenschaft
vermittelt. Gaddafis Sohn Saif al-Islam ist Vorsitzender der
Gaddafi-Stiftung für Entwicklung, die sich wiederholt erfolgreich für die
Befreiung von Geiseln aus der Gewalt von Terroristen eingesetzt hat.
16. März
Die Geiselnehmer und die Entführten halten sich
nach Angaben des malischen Militärs in der Region Kidal im Norden Malis auf.
Der frühere österreichische Botschafter Anton Prohaska reist in die Region.
Der erfahrene Diplomat leitet daraufhin als Sondergesandter von der
malischen Hauptstadt Bamako aus die Vermittlungsversuche. Am gleichen Tag
verlängern die Kidnapper das Ultimatum bis zum 24. März. Medien berichten
von einer Lösegeldforderung in Höhe von fünf Millionen Euro. Außerdem sollen
die Entführer die Freilassung von zehn islamistischen Anführern aus
tunesischen und algerischen Gefängnissen gefordert haben.
22. März
Acht Tote und 33 entführte Militärs sind die Bilanz
gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen der malischen Armee und
Tuareg-Rebellen im Norden Malis.
24. März
Auch die zweite Frist verstreicht. Die Entführer
der beiden Salzburger verlängern ihr Ultimatum nach Angaben des
SITE-Instituts bis 6. April. Das Wiener Außenamt bestätigt dies nicht.
26. März
Neuerliche bewaffnete Zusammenstöße zwischen
malischen Soldaten und einer bewaffneten Gruppe von Tuareg in Nord-Mali.
Anfang April
Laut SITE fordert die Al Kaida im Islamischen
Maghreb die Freilassung des wegen islamistischer Drohvideos verurteilten
Wiener Ehepaars. Außerdem verlangen die Entführer demnach den Abzug der vier
österreichischen Bundesheer-Soldaten, die im Rahmen der Friedenstruppe ISAF
in Afghanistan eingesetzt sind. Regionale Medien berichten etwa zur selben
Zeit, ein Vermittler in der Geisel-Affäre sei erschossen worden.
4. April
Waffenstillstand zwischen Regierung von Mali und
Tuareg-Rebellen.
6. April
Das kolportierte dritte Ultimatum verstreicht.
30. Mai
Die Geiselhaft der beiden Salzburger dauert bereits 100
Tage.
Anfang Juni
Außenministerin Plassnik reist in die Region. Mit
der zunächst geheim gehaltenen und nur wenige Stunden dauernden Visite in
Algerien und Mali wollte sie "durch persönliche Gespräche auf höchster Ebene
die Wichtigkeit dieses österreichischen Anliegens neuerlich unterstreichen",
so Plassnik. Laut der algerischen Zeitung "Liberté" richtete die
Außenministerin ein Hilfsgesuch an Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika.
6. Juni
Satelliten-Telefonat Ebners mit Verwandten in englischer
Sprache. Das Außenministerium bestätigt später ein Telefon-Gespräch und
nennt es ein "unzweideutiges Lebenszeichen". Es folgen Medienberichte über
einen möglicherweise dramatischen Gesundheitszustand von Ebner, was das
Außenamt aber nicht bestätigt.
28. Juni
In der algerischen Hauptstadt Algier findet ein Treffen
zwischen Vertretern der Tuareg-Rebellen und der malischen Regierung statt.
Die Verhandlungen sollen zu einer Wiederaufnahme des Friedensprozesses
führen.
1. Juli
Die "New York Times" veröffentlicht ein Interview mit
dem Kopf der Al Kaida im Islamischen Maghreb, Abdelmalek Droukdel. Darin
brüstet sich Droukdel unter anderem mit der Entführung der Österreicher und
verspricht eine Ausweitung des Jihad (Heiliger Krieg) in der Region.