Fall Julia Kührer

Freund nach Verhör kurz vor Selbstmord

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Weil er die Polizei-Verhöre nicht mehr ertrug, wollte sich Bursche umbringen.

Der Fall der seit 27. Juni 2006 vermissten Julia Kührer ist mittlerweile ein Cold Case, also ein kalter Fall, der zwar weiterhin bearbeitet wird, aber nur noch im Hintergrund. Die Ermittler haben Tausende Seiten mit Überprüfungen von haltlosen Hinweisen gefüllt, eine Cobra-Aktion im Mai 2010 brachte ebenfalls keine Ergebnisse. Damals stürmte die Spezialeinheit in einer Nacht-und-Nebel-Aktion drei Wohnungen im Umkreis von Horn, ein Hund wurde erschossen, wirkliche Erkenntnisse hat die Aktion nicht zu Tage gefördert. Außer tiefe Verunsicherung in der Pulkauer Jugend, bei Julias Freunden. „Das Vertrauen ist seit dem weg, in einem Fall musste ich sogar einen Selbstmord verhindern“, erzählt Rainer König-Hollerwöger, jener Psychotherapeut, der sich seit 2006 mit dem Fall beschäftigt und mit Polizei als auch Julias Eltern in engem Kontakt steht.

Belastung
Der junge Mann ist einer der besten Freunde Julias und wurde von der Polizei oft vernommen. Zu oft, wie es scheint. „Er hat mich eines Abends angerufen und gemeint, dass er den ganzen Druck von der Polizei nicht mehr aushält, dass ihm schon alles zu viel ist. Ich habe lange mit ihm geredet und ihn beruhigen können“, so König-Hollerwöger.

Polizeimethoden, die junge Menschen fast in den Selbstmord treiben? Alexander Marakowitsch, Sprecher des Bundeskriminalamtes, kann sich das nicht vorstellen. „Jede Person reagiert anders auf Vernehmungen, vor allem psychisch. Allerdings höre ich zum ersten Mal von so einem Fall und ich glaube nicht, dass die Kollegen zu hart verhört hätten. Es gibt strenge Richtlinien.“

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