Unfall-Tragödie

Justiz-Skandal um Todescrash

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Ein rumänischer VW-Bus-Fahrer verliert Holz. Die Folge: Serienunfälle – und ein toter Wiener.

Ein Horror-Crash mit Todesfolge, ein halbes Dutzend beschädigter Autos und ein handfester Justiz-Skandal. Das ist die Bilanz eines schrecklichen Unfalls, den ein rumänischer Lenker Mittwochfrüh ausgelöst hat.

Der 40-jährige Neculai R. verlor von seinem Anhänger Holzpfeiler. Im nachfolgenden Chaos rast der 56-jährige Wiener Wolfgang S. mit seinem Toyota ungebremst in ein stehendes Auto. S. stirbt an der Unfallstelle, der Unfallverursacher bezahlte lediglich eine Verwaltungsstrafe – und ist auf freiem Fuß.

Das Protokoll des irren Unfalls auf der West.


7.40 Uhr: Bus verliert Holz.

Neculai R. (40) aus Rumänien ist am Weg nach Deutschland. Auf dem Anhänger seines VW-Busses hat er Holzpfäle gelagert – aber anscheinend nicht genug gesichert. Kurz vor St. Pölten verliert er das Holz und bleibt kurz stehen. Dann fährt er weiter.

7.43 Uhr: Erste Autos beschädigt.
Die Holzlatten liegen auf der A1. Ein paar Autos weichen aus. Dann das Chaos. Autos können nicht mehr abbremsen – acht Unfälle sind die Folge.

7.45 Uhr: Erste Meldung auf Ö3.
Augenzeugen rufen Ö3 an und erzählen „on air“ von beschädigten Autos.

8.05 Uhr: Appell an Autofahrer.
Nach den 8 Uhr-Nachrichten appelliert Ö3 an den Rumänen, er möge stehen bleiben. Der Mann ist weiter auf der Flucht. Die Polizei fahndet nach ihm.

8.08 Uhr: Sperre und Kolonne wegen Holzstücke.
Die West wird gesperrt, es bilden sich Staus. Eine Weiterfahrt ist nur auf dem Pannenstreifen möglich.

8.10 Uhr: Unfall.
Dort bildet sich eine Kolonne. Das letzte Auto in dieser Reihe ist der schwarze Volvo von Thomas S. (42) aus St. Pölten. Er steigt aus und will nachschauen, warum es staut – das rettet ihm das Leben. In dieser Sekunde kommt Wolfgang S. aus Wien rechts von der Fahrbahn ab. Er kracht in den Volvo.

8.11 Uhr: Opfer stirbt.
Die Rettungsteam reanimieren ihn, doch wenige Minuten später stirbt der Wiener.

8.35 Uhr: Rumäne wird geschnappt.
Eine Streife der Autobahnpolizei Amstetten schnappt den Rumänen. Er wird informiert, dass hinter ihm der Unfall passiert ist. Wegen Fahrerflucht und nicht sachgemäßer Lagerung der Holzteile zahlt er lediglich 800 Euro Verwaltungsstrafe. Erst der Staatsanwalt entscheidet, ob es zu einer Anklage kommt.

9.45 Uhr: Rumäne tritt Weiterfahrt an.
Der Mann tritt seine Weiterfahrt an.

10.25 Uhr: Sperre der A1 aufgehoben.
Die Autobahn ist wieder frei.

Der 40-jährige Rumäne, der auf der A1 Holz verloren hat, ist auf freiem Fuß.
St. Pölten. Viele Autofahrer fragen sich: Wieso ließen unsere Behörden den 40-jährige Neculai R. aus Rumänien laufen, obwohl ein Mensch wegen seiner Unachtsamkeit sein Leben verloren hat. Und er außerdem auch noch Fahrerflucht begangen hat?
Aus der Staatsanwaltschaft St. Pölten heißt es dazu: „Es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wegen eines Fahrlässigkeitsdelikts ist bei uns noch nie ein Mensch in Untersuchungshaft genommen worden.“
Laut Andreas Leitner von der Sicherheitsdirektion Niederösterreich besteht weder Fluchtgefahr noch Wiederholungsgefahr. „Da der Mann aus Rumänien kommt, ist er EU-Bürger. Damit ist er greifbar, wenn die Staatsanwaltschaft ein Verfahren einleitet. Bis dahin ist er auf freiem Fuß angezeigt.“ Ob es je allerdings je ein Gerichtsverfahren gegen ihn geben wird, ist heute noch völlig unklar und liegt in der Hand der Staatsanwaltschaft.
Für Fahrerflucht und unsachgemäße Sicherung von Ladegut ist R. bei der Einvernahmen in der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten bestraft worden: Für beide Delikte zusammen musste er 800 Euro bezahlen – dann durfte er nach Deutschland weiterfahren.

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