Es sind Vorwürfe, die das Land erschüttern: Über Jahre sollen Kinder im SOS-Kinderdorf Moosburg in Kärnten misshandelt und gedemütigt worden sein.
Ktn. Aufgrund der schrecklichen Vorfälle im SOS Kinderdorf in Moosburg hat die FPÖ einen Prüfantrag zur Überprüfung der Fachaufsicht des Landes Kärnten durch den Landesrechnungshof eingebracht. Dieser Prüfantrag wurde in der heutigen Sondersitzung des Kärntner Landtages einstimmig beschlossen, wie FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer mitteilt.
„Die Berichte über Misshandlungen, Einsperren, Erniedrigungen und sexuellen Missbrauch von Kindern im SOS-Kinderdorf in Moosburg über viele Jahre hinweg sind erschütternd. Wir fordern daher volle Aufklärung, ob die zuständige Fachaufsicht der Landesregierung hier ihren Aufgaben korrekt nachgekommen ist! Im Mittelpunkt muss immer das Wohlergehen unserer Kinder stehen“, so Angerer.
Anlaufstelle für rechtliche Beratung
Weiters fordert die FPÖ mit einem Antrag von der Kärntner Landesregierung die Einrichtung einer zentralen, unabhängigen Anlaufstelle für alle Personen, die im SOS-Kinderdorf Moosburg Opfer von körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt geworden sind. Diese Anlaufstelle sollte auch eine rechtliche Beratung und Unterstützung zur Durchsetzung von Ansprüchen bereitstellen.
Unabhängig Kommission mit Irmgard Griss
Die unabhängige Reformkommission zur Untersuchung der bekannt gewordenen Missstände an Standorten von SOS-Kinderdorf hat sich am Mittwoch konstituiert. Geleitet wird das Gremium von Irmgard Griss, der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshofs. Die Kommission soll demnach die medial bekannt gewordenen Missstände an Standorten von SOS-Kinderdorf untersuchen, wie es in einer Stellungnahme gegenüber der APA hieß.
Neben Griss sind Michael Kerschenbauer (Selbstvertretung Care Leaver*innen), der Wirtschaftsexperte Christian Purrer, die Menschenrechtsexpertin Veronika Reidinger sowie Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation die möwe, Teil der Kommission. "Besonderes Augenmerk legt die Kommission auf die Einbindung von Erfahrungswissen aus der Fremdunterbringung. Mit Kerschenbauer ist erstmals ein Vertreter eines Selbstvertretungsvereins Teil des Gremiums", so SOS-Kinderdorf.
Ziel der Kommission ist es, "die bekannt gewordenen Missstände sowie damit zusammenhängende Strukturen zu untersuchen, um daraus Empfehlungen für die Organisation abzuleiten". In den kommenden Tagen wird eine Website mit einer anonymen Kontaktmöglichkeit eingerichtet. "Die unabhängige Kommission verpflichtet sich, ihre Untersuchung mit Sorgfalt, Transparenz und Vertraulichkeit durchzuführen", so SOS-Kinderdorf.
Vorwürfe gegen mehrere Kinderdörfer
Ein Bericht der Wochenzeitung "Falter" über Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf am Standort in Moosburg in Kärnten hatte Mitte September die Missbrauchscausa ausgelöst. Kurze Zeit später kamen auch Vorwürfe gegen die Kinderdörfer in Imst in Tirol sowie im Salzburger Seekirchen ans Licht. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck sowie Salzburg aufgrund der Vorwürfe.