Corona-Krise

Kärntnerin in Schweden: "Hier sterben die Leute wie die Fliegen"

Teilen

Großes ÖSTERREICH-Interview: Kärntnerin berichtet über ihre Erfahrungen während der Coronavirus-Pandemie in Schwedin.

Die Corona-Zahlen in Schweden schnellen derzeit in die Höhe. Am Mittwoch verzeichnete das Land einen Rekordanstieg. Binnen 24 Stunden sind 1.474 Neuinfektionen hinzugekommen.  Die Kärntnerin Isabelle Schamschula (47) ist Tierärztin und lebt seit 2009 im schwedischen Kungsbacka. Im Interview mit ÖSTERREICH spricht sie über die Lage in ihrer Wahlheimat. 
 
ÖSTERREICH: Was sagen Sie als Österreicherin zu der steigenden Zahl von Corona-Kranken in Schweden?
 
Isabelle Schamschula: Es ist eine totale Katastrophe. Hier sterben die Leute wie die Fliegen. Schon fast 5000 Corona-Tote verzeichnet Schweden. Und täglich werden es mehr. An einem einzigen Tag sind 1.474 Erkrankte dazugekommen. Das sind viel zu viele in einem so dünn besiedelten Land. 
 
ÖSTERREICH: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme derzeit?
 
Schamschula: Das Schlimmste ist, dass Menschen über 80 Jahre, die an Corona erkrankt sind, zu Hause sterben müssen. Sie werden nicht einmal in den Kliniken aufgenommen.  Die Schwiegereltern einer österreichischen Freundin haben nicht einmal ein Beatmungsgerät nach Hause bekommen. Sie wurden von ihrer Heimhilfe, die hier ohne Mundschutz von Haus zu Haus fährt, angesteckt.
 
ÖSTERREICH: Was halten Sie von der Vorgehensweise in Schweden?
 
Schamschula: Es stellt mir die Haare auf. Dass es hier bisher keine Maßnahmen wie in allen anderen Ländern der Welt gibt, ist furchtbar. Keiner weiß, warum es in Schweden so gehandhabt wird. Sogar Kinder, die mit Corona-Kranken zusammenleben, müssen weiter in die Schule gehen. Das ist doch fahrlässig. Ich habe meine Kinder Mitte März aus der Schule genommen. 
 
ÖSTERREICH: Welche Maßnahmen sollten getroffen werden?
 
Schamschula: Vor allem sollte die Maskenpflicht dort eingeführt werden, wo der Mindestabstand nicht mehr gewährleistet ist. Nur so können wir die Zahlen senken. Von einer Durchseuchung der Gesellschaft kann hier noch lange nicht die Rede sein, wenn es diese überhaupt gibt. 
 
ÖSTERREICH: Hat Österreich in der Corona-Krise richtig reagiert?

Schamschula: Absolut. Nur deshalb geht es den Österreichern jetzt so gut. Wir hier in Schweden haben jetzt richtig Probleme bekommen. Die Zahlen sind seit langem wirklich hoch. Und auf Urlaub können wir auch nicht. Keiner möchte uns bei sich im Land haben. Alle Nachbarländer haben ihre Grenzen zu Schweden geschlossen. 
 
ÖSTERREICH: Kommen Sie demnächst nach Österreich?
 
Schamschula: Ich möchte meine Verwandten in Kärnten besuchen. Dazu müssen wir alle einen negativen Corona-Test vorweisen. Woher wir diesen bekommen, weiß ich allerdings noch nicht. 
 
Interview: Marlene Kovacs
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.