Ungereimtheiten

Kirche brutal überfallen: Doch nur ein Täter?

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Unterschiedliche Angaben der Opfer - Vom Täter fehlt jede Spur.

Der Überfall auf mehrere Ordensbrüder in der Klosterkirche Maria Immaculata in Wien-Floridsdorf könnte auch nur von einem Täter begangen worden sein. Die Opfer machten in ersten Befragungen unterschiedliche Angaben, die Polizei revidierte deshalb ihre Angaben auf "ein oder zwei Flüchtige", wie Sprecher Patrick Maierhofer erläuterte.
 

Fünf Verletzte

Die Ordensbrüder - sechs von ihnen wurden Opfer des Überfalls und gefesselt - werden ab Mittag einvernommen. Fünf Geistliche wurden von dem Täter bedroht, malträtiert und geschlagen. Ein 68-Jähriger wurde dabei schwer verletzt. Er erlitt Rissquetschwunden, Kopfverletzungen und vermutlich einen Armbruch. Den anderen vier wurden Blessuren an Kopf und Oberkörper zugefügt. Am Freitag war in der Kirche die Spurensicherung im Gange. Zur Sicherung von DNA-Spuren und Fingerabdrücken war das Gotteshaus vorerst geschlossen.
 
Donnerstagnachmittag gegen 13.30 Uhr kam der mit einer Pistole bewaffnete Täter in die Kirche der Schulbrüder in der Anton-Böck-Gasse und zwang den 68-jährigen Ordensbruder, sich auf den Boden zu legen. Der Geistliche wurde in weiterer Folge auch misshandelt und dabei schwer verletzt. Laut Polizei hatte der Täter "diverse Werkzeuge" bei sich, u.a. eine Eisenstange. Mehr Angaben wollte die Polizei aus kriminaltaktischen Gründen nicht machen.
 
Als weitere Angehörige der Ordensgemeinschaft in die Kirche kamen, wurden sie ebenfalls mit Schlägen traktiert und gezwungen, sich hinzulegen. Mit Schnüren, Kleidungsstücken und Kabelbindern wurden die Geistlichen gefesselt und stundenlang festgehalten. Ein sechster Ordensbruder wurde in Büroräumlichkeiten angebunden.
 

Täterbeschreibung

Der Täter, der laut Beschreibung 1,80 Meter groß ist, dunkles Haar hat und deutsch mit Akzent sprach, wurde das letzte Mal gegen 15.30 Uhr gesehen. Trotz Verletzungen und Knebelung konnte sich ein Ordensbruder befreien und um 16.16 Uhr die Polizei rufen. Fünf Minuten später trafen die Einsatzkräfte am Tatort ein. Rund ein Dutzend weitere Geistliche hielten sich in anderen Räumlichkeiten des Pfarrhauses auf. Ob sie von dem Überfall etwas mitbekommen haben, ist noch Gegenstand von Ermittlungen.
 
Sofort wurde das Areal großräumig abgesperrt. Die Kirche, das Pfarrhaus und das Gelände wurde von Beamten der Sondereinheit Wega durchsucht. Zeitgleich wurde eine Großfahndung ausgelöst, an der auch ein Hubschrauber beteiligt war. Insgesamt waren 120 Beamte im Einsatz. Die Wiener Berufsrettung hat mit dem Katastrophenzug die Versorgung der Verletzten übernommen. Von dem oder womöglich den Tätern fehlte allerdings jede Spur. Die Straßensperren wurden um 19.15 Uhr wieder aufgehoben.
 
Die Polizei geht von einem Vermögensdelikt aus, was genau geraubt wurde, war Freitagmittag noch unklar. Als sicher gilt, dass im Pfarrhaus ein offener Safe entdeckt wurde, aus dem eine Pistole vom Kaliber 9mm entwendet worden war, berichtete Polizeisprecher Harald Sörös kurz nach dem Überfall. Dabei könnte es sich um jene Waffe handeln, mit der der Täter die Geistlichen zwang, sich auf den Boden zu legen.
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