Nach Pfleger-Attacke

Klinikvorstand kritisiert Polizei

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Möglicherweise mache es sich die Polizei manchmal zu leicht, wenn sie Leute, die nicht psychisch krank seien, in die Psychiatrie schicke, sagte der Klinikvorstand am Sonntag.

Dass Kriminelle oder Schubhäftlinge zu oft in die Psychiatrie anstatt zuerst in ein Gefängnis oder ein Polizei-Anhaltezentrum gebracht würden, kritisierte am Sonntag nach der verheerenden Bluttat der Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Salzburg, Primar Christoph Stuppäck.

Kriminelle geben sich als psychisch krank aus
Immer wieder komme es vor, dass sich Kriminelle als psychisch Kranke oder als Selbstmordgefährdete ausgeben. "Das ist für sie der einfachere Weg, weil sie wissen: In der Klinik geht es ihnen besser und sie können von dort auch leichter flüchten." Auch bei Schubhäftlingen habe sich das herumgesprochen, so Stuppäck.

Die Schwierigkeit bei so einem Vorfall wie in der Nacht auf Sonntag sei, dass die Polizei und der herbeigezogene Amtsarzt nicht immer erkennen könnten, ob es sich um einen selbstmordgefährdeten Menschen handle, ob dieser tatsächlich an einer Schizophrenie, an einer schweren Depressionen oder ähnlichem leide.

Die Gestik des Rumänen, sich die Kehle durchzuschneiden, könnte auch geheißen haben, er bringe die Beamten um, wenn sie ihn in ein Gefängnis einliefern, räumte der Primar ein. Besser wäre es, bei Unklarheiten die betroffene Person zuerst in ein Polizeigefängnis zu bringen, wo sie von einem Psychiater untersucht werde. "Um zu erkennen, ob derjenige nicht nur trickst."

Keine Sachbeschädigung
Die Polizei teilte auf Anfrage mit, dass der Rumäne in das Polizei-Anhaltezentrum gebracht worden wäre, hätte er nicht als suizidgefährdet gegolten. "Er wäre in Schubhaft genommen worden, weil er keine Reisedokumente vorweisen konnte", sagte der Journalbeamte. "Aus unserer Sicht war er kein Krimineller. Er hat in dem Lokal nur randaliert." Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung oder Körperverletzung sei nicht eingegangen.

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