Drehbuchautoren müssen nach Ansicht des Regisseurs Michael Haneke (76) leidensfähig sein.
"Wenn Sie keine masochistische Ader haben, sollten Sie diesen Beruf nicht ergreifen", sagte der Oscar-Preisträger ("Das weiße Band") am Mittwoch im Frankfurter Filmmuseum: "Sie werden den Film nie so sehen, wie Sie ihn geschrieben haben."
Der Österreicher stellte in Frankfurt erstmals die gerade bei Hoffmann und Campe erschienene Sammlung seiner Drehbücher vor. Das knapp 1400 Seiten dicke Buch vereint die Arbeit von 30 Jahren mit über einem Dutzend mehrfach preisgekrönten Kinofilmen wie "Die Klavierspielerin", "Funny Games" oder "Liebe".
Bei der Vorstellung des Buchs - zwischen den Filmen "Happy End" und "Caché" - kritisierte Haneke die "Erklärungswut" von Journalismus und Fernsehen. "Bevor sie gestellt wird, ist jede Frage schon drei Mal beantwortet." Er hingegen versuche in seinen Filmen, Fragen gerade nicht zu beantworten, sondern sie an den Zuschauer weiterzugeben. Seine Leitfrage sei: "Was kann ich noch weglassen, das der Zuschauer mit seiner Phantasie auffüllen muss? Ich denke, das ist das Wesen von Kunst: dass man durch Aussparung im Anderen etwas zum Erblühen bringt."