Aufregung in Graz

Kontrolleure ließen ihre Familie schwarzfahren

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Alle in Öffis eingesetzten Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma gefeuert.

In Graz ist ein ausgedehntes betrügerisches System aufgeflogen, in das sämtliche 31 Kontrolleure einer für die Graz Linien tätigen Sicherheitsfirma involviert gewesen sein dürften. Ein Sprecher der Holding Graz bestätigte am Dienstag Medienberichte, denen zufolge die Malversationen durch die Innenrevision aufgedeckt worden sind. Die Firma trennte sich von 20 Beschäftigten, der Rest wurde versetzt. Die Beschuldigten sollen den Angehörigen und Freunden untereinander mittels Dienstnummer-Vermerk eine "Lizenz zum Schwarzfahren" ausgestellt haben.

Schwarzfahren mit System
Wie aus Medienberichten hervorgeht, hatte das Schwarzfahren unter den Augen der Kontrolleure System: Die "Begünstigten" wurden mit ungültigen, aber mit der jeweiligen Dienstnummer versehenen Fahrscheinen ausgestattet und im Falle einer Kontrolle "durchgewunken". Aufgeflogen war die Angelegenheit im Sommer, als einer der Kontrolleure einen Fahrschein vor einem nicht eingeweihten Mitarbeiter der Graz Linien zu offensichtlich präparierte. Die folgende Innenrevision brachte dann Ende September die Dimension der systematischen, über Jahre üblichen Betrügereien ans Tageslicht.

Die Sicherheitsfirma reagierte rasch, stellte die Missstände ab und machte den entstandenen Schaden - laut Medien liegt der angeblich im sechsstelligen Bereich - wieder gut. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass alle für die Graz Linien tätigen 31 Kontrolleure zumindest von dem System gewusst haben: "Mit 20, bei denen die Verdachtslage entsprechend größer war, wurde das Dienstverhältnis einvernehmlich gelöst", so der Geschäftsführer der Firma. Die Mitwisser seien versetzt worden, man sei derzeit "voll dabei", die personelle Reorganisation durchzuführen. Vorwürfe seitens der Betroffenen, auch die Vorgesetzen seien eingeweiht gewesen, wurden von der Geschäftsführung zurückgewiesen.

Auflösung kein Thema
Für die Holding Graz ist die Sache damit erledigt: "Die Firma zeigte sich kooperationsbereit und die Auflösung des erst 2010 nach Ausschreibung abgeschlossenen Fünfjahresvertrages ist kein Thema", so ein Sprecher. Während Bürgermeisterstellvertreterin Lisa Rücker (G) Qualitätskontrolle und Management im Aufsichtsrat infrage stellen will, nahm die KPÖ die Vorfälle zum Anlass, die Rückgängigmachung der Ausgliederung der Fahrscheinkontrolle zu fordern.

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