Österreichs Lehrer verbringen kaum Zeit in der Klasse – das dokumentiert die OECD-Studie.
126.229 Lehrerinnen und Lehrer verabschieden sich jetzt für zwei Monate in die Ferien. Verdient? Eine OECD-Studie, durchgeführt in 17 Ländern, zeigt: Unsere Lehrer sind kaum im Klassenzimmer. Sie kommen nur auf 607 Unterrichtsstunden pro Jahr, das sind 16 Stunden pro Woche – das ist nur ein Drittel ihrer Jahresgesamtarbeitszeit von 1.776 Stunden (siehe Grafik unten).
Bürokratie
Ein weiteres Drittel der Arbeitszeit geht für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts drauf. Der Rest für Sprechstunden, Schulveranstaltungen etc.
Alarm
Lehrergewerkschafter Paul Kimberger kennt die Problematik: „In anderen Ländern können sich Lehrer auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: den Unterricht. Bei uns kommt wahnsinnig viel Bürokratie hinzu. Österreich ist da absolutes Schlusslicht, sogar die Türkei hat mehr Support-Personal – beschämend.“ Er fordert: „Wir brauchen Sozialarbeiter und Psychologen. Wenn wir zum OECD-Schnitt aufschließen wollen, bräuchten wir 13.500 Fachkräfte in diesen Bereichen. Wollen wir an die OECD-Spitze, sind 23.500 nötig.“
Ministerin
Im Unterrichtsministerium wird die Kritik bestätigt: „Das administrative Unterstützungspersonal ist in anderen Ländern deutlich größer“, heißt es, „in Österreich ist das relativ gering ausgeprägt.“ Kritisiert wird hingegen die unterschiedliche Betrachtung der Arbeitszeit: „Die OECD-Studie rechnet Beaufsichtigung in Pausenzeiten nicht ein.“ Wäre dem so, kämen Österreichs Lehrer auf 728 Unterrichtsstunden/Jahr. (fis, wek)