36-jähriger Wiener rastete aus

Maskenverweigerer attackiert Schaffner: 14 Monate bedingte Haft

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Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Wien. Ein 36-jähriger Wiener ist am Dienstag zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er im Juli einen Schaffner in einem Schnellbahnzug verprügelt hat, der ihn auf seinen fehlenden Mund-Nasen-Schutz aufmerksam gemacht hatte. Der Fahrgast drohte dem Zugbegleiter und attackierte schlussendlich den ÖBB-Bediensteten. Der 36-Jährige erhielt 14 Monate bedingte Haft, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Wiener war am 8. Juli bei Freunden in Deutsch Wagram zu Besuch und sprach reichlich dem Alkohol zu. Laut seinen eigenen Angaben trank er "sieben bis zehn Bier, ein paar Jägermeister und ein bis zwei Cola-Whiskey". "Ich trinke normalerweise nicht wirklich was, aber es ist mir alles zuviel geworden", sagte er dem Schöffensenat (Vorsitzende: Claudia Zöllner). Massive Schulden durch den Konkurs seines Wirtshauses und Nachzahlungen von Alimenten haben ihm Existenzängste bereitet.

Gegen 21.00 Uhr trat er die Heimfahrt an, mit der Schnellbahn wollte er nach Floridsdorf. Allerdings erwischte er den falschen Zug, aufgrund von Umbauarbeiten wurde dieser nicht in den Norden von Wien, sondern über den Osten auf den Hauptbahnhof geführt. Als dann auch noch der Schaffner den 36-Jährigen auf die fehlende Maske aufmerksam machte, rastete er aus. "Ist das jetzt Ihr ernst", fragte er laut dem Zugbegleiter in einem aggressiven Ton. "Wennst nicht gleich weiter gehst, dann schlag ich dich brutal zusammen", meinte der Fahrgast.

Drückte den Zugbegleiter gegen die Wand

Der Schaffner lief sofort in den vorderen Bereich zum Lokführer und informierte ihn, dass man aufgrund eines aggressiven Passagiers die Polizei brauchen werde. Der 36-Jährige ging ihm nach und drückte den 29-Jährigen Zugbegleiter gegen die Wand. Er habe jetzt zu sorgen, dass diese Bahn nach Leopoldau fährt, sonst werde er daran glauben müssen, soll der Fahrgast gesagt haben. "Er hat einfach den falschen Zug erwischt, elf oder 15 Minuten später wäre einer direkt nach Leopoldau gefahren", sagte der Schaffner als Zeuge. Der Zug hielt an, weil jemand den Notbremse gezogen hatte.

Daraufhin prügelte der 36-Jährige auf den Mann ein. Zunächst versetzte er ihm Ohrfeigen, danach Faustschläge ins Gesicht und auf den Oberkörper. Als der Schaffner zu Boden ging, trat der Fahrgast noch vier Mal gegen den Kopf und den Oberkörper des Mannes ein. Ein Abdruck am Nacken war nach der Attacke noch zu sehen. Mit viel Glück wurde der Zugbegleiter nur leicht verletzt. Er erlitt eine Rissquetschwunde unter dem Auge, abgesplitterte Zähne, Prellungen und Hämatome. Erst als ein älterer Fahrgast eingriff und bat, die Attacke zu beenden, hörte der Mann auf.

"Mir tut das alles irrsinnig leid", sagte der Angeklagte. Er konnte sich nicht mehr an den gesamten Ablauf erinnern. Er wusste noch, dass er den Zugbegleiter geohrfeigt hatte, aber warum wusste der 36-Jährige aufgrund seiner Alkoholisierung nicht mehr. "Ich hatte sogar eine Maske mit. Ich hab' nicht mal gewusst, dass ich sie nicht aufgehabt hab'", meinte er. Viele Details hätte er erst durch die Anklage erfahren. Er muss nun dem Schaffner 2.000 Schmerzensgeld zahlen und der ÖBB wegen des Ausfalls 4.843,62 Euro. Angeklagt war der Mann ursprünglich wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung, dies wurde allerdings als versuchte schwere Körperverletzung gewertet. Zudem erhielt der Mann eine Verurteilung wegen versuchter sowie vollendeter Nötigung.

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