16-Jährige und weitere sieben Freunde auf der Anklagebank.
Nach einer brutalen Prügelattacke einer Jugendlichen auf ihre Freundin ist am Donnerstag erstmals die 16-jährige Beschuldigte vor Gericht gesessen. Dieses Mal ging es jedoch nicht um die Schläge - das Handyvideo davon kursierte tagelang im Netz -, sondern um diverse Einbrüche und Diebstähle in Niederösterreich. Auf der Anklagebank nahm auch das spätere Gewaltopfer Platz.
Das Video, in dem die 15-Jährige zahlreiche Schläge kassierte, verbreitete sich im vergangenen November wie ein Lauffeuer im Internet. Die mutmaßliche Drahtzieherin der Aktion wurde in U-Haft genommen und kurz vor Weihnachten wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Jugendliche, die im Jänner ihren 16. Geburtstag feierte, ist jedoch seit Dienstag wieder in Haft, da sie gegen ihre Auflagen verstoßen habe, berichtete ihre Anwältin Daniela Schiesl auf APA-Anfrage. Die 16-Jährige wurde am Donnerstag unter großem medialen Aufsehen von der Justizwache in den Verhandlungssaal im Straflandesgericht geführt. Dem Vernehmen nach soll das Mädchen seit geraumer Zeit untergetaucht gewesen sein, sich aber am Dienstag bei der Polizei gestellt haben.
Schlägerin und Opfer waren beste Freundinnen
Die Hauptangeklagte und ihr späteres mutmaßliches Prügelopfer waren früher einmal beste Freundinnen und verbrachten im Sommer 2016 ihre Freizeit des öfteren mit einem 14-jährigen Mädchen und weiteren Burschen. Da die meisten Schüler bzw. arbeitslos waren und sie kein Geld hatten, kamen die Jugendlichen auf die Idee, sich durch Einbrüche in Häuser, Geschäfte oder Süßigkeitenautomaten Geld zu beschaffen. Einer dieser Einbrüche wurde auf das Haus der Mutter der 16-Jährigen und deren Lebensgefährten verübt.
Über Facebook soll die 16-Jährige, die in einem Krisenzentrum in Amstetten lebte, erfahren haben, dass ihre Mutter und deren Freund auf Urlaub waren. Am 5. August 2016 brachen sie und ihre Freunde in das Haus in Hadersdorf ein, indem ein Bursche, der deshalb mittlerweile zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ein Fenster aufbrach. In der Küche kochten sich die Jugendlichen ein Essen und rafften anschließend diverse Wertgegenstände an sich. "Das stimmt nicht", meinte die 16-Jährige zu Richterin Daniela Zwangsleitner. "Na, warum sind sie denn eingestiegen", fragte Zwangsleitner. "Aus Dummheit", meinte die Angeklagte. Außerdem hätte man bei ihr keine Wertgegenstände gefunden, deshalb könne man ihr auch nichts nachweisen, meinte sie. "Ah, nur Sie haben nichts genommen", bemerkte Zwangsleitner, da alle anderen Beschuldigten sehr wohl ausführten, dass ihnen die 16-Jährige Iphones und XBox in die Hand drückte.
Kaum Respekt gegenüber dem Gericht
Schlussendlich holte die Gruppe den Schlüssel eines Autos, das dem Stiefvater gehörte, aus einer Lade. Mit dem Fahrzeug wollten die Jugendlichen nach Tulln, um sich die Bahnfahrt dorthin zu ersparen. Doch als einer der Burschen den Wagen falsch betankte, war die geplante Fahrt kurz danach zu Ende.
"Tut Dir das Ganze leid", fragte Anwältin Schiesl ihre Mandantin. "Ja, ist so. Kann es eh nicht mehr ändern", meinte die 16-Jährige trotzig. Die Angeklagten brachten gegenüber dem Gericht nur wenig Respekt entgegen. Die einen grinsten breit über das Gesicht, bis Richterin Zwangsleitner sie ermahnte, dass die Verhandlung "kein Spaß" sei. Zwei Beschuldigte kamen weitaus zu spät, eine Entschuldigung kam ihnen nicht über die Lippen. Ein Angeklagter tauchte überhaupt nicht auf, sein Verfahren wurde ausgeschieden. Der Prozess wurde nach einer kurzen Mittagspause fortgesetzt. Es sollen noch am Donnerstag die Urteile gefällt werden.