Natascha Kampusch zieht am Montagabend in der ORF-Fernsehsendung "Thema" Bilanz über ihre ersten hundert Tage in Freiheit.
Nach der berührenden, exklusiven ÖSTERREICH-Interview-Reihe mit Natascha Kampusch spricht das ehemalige Entführungsopfer am Montag Abend im ORF-Chronikmagazin Thema (ORF 2, 21.10 Uhr). In einem Interview-Ausschnitt im Ö1-"Mittagsjournal" beklagte sich die junge Frau über Menschen mit mangelndem Verständnis für ihre Situation, in der sie auch Briefe von Verrückten bekomme.
"Bekomme Briefe von Verrückten"
"Es tut mir
nur Leid für die Menschen, die meinen, dass es mir irrsinnig gut geht und,
dass sie am Liebsten mit mir tauschen würden", sagte die
18-Jährige. "Sie sollen sich wirklich einmal hinsetzen und
versuchen, sich in meine Lage zu versetzen." In ihrem jetzigen Leben
werde sie von irgendwelchen Leute verfolgt oder bekomme Briefe von
Verrückten. Die Menschen könnten auch ausprobieren, einen Tag oder eine
Woche in einem engen Raum zu verbringen. "Ich würd' sie gerne einen Tag
mal in meine Haut schlüpfen lassen", sagte sie.
ORF-Journalist Christoph Feurstein – er führte auch das erste Kampusch-Interview im September, das 2,66 Millionen österreichische und 7,13 Millionen deutsche Seher verbuchte – liefert ein 15-minütiges Gespräch mit Kampusch. Im Anschluss an den Beitrag ist Feurstein live im Studio. Und RTL zeigt das Kampusch-Interview um 22.15 Uhr im Magazin EXTRA.
Im ÖSTERREICH-Talk gibt der 34-jährige Journalist einen Vorgeschmack auf das Interview: „Sie hat mir von ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil erzählt, wie er mit ihr umgegangen ist.“ Und, so Feurstein: „Sie spricht auch über den ‚Skiausflug', den sie mit ihm unternommen hat und über ihren Alltag mit diesem Menschen: Kampusch beschreibt seine extremen Schwankungen vom lieben, netten Menschen zu einer aggressiven Person, die ausrastet.“
Einzig die Frage, ob es sexuelle Übergriffe gab, war tabu. Feurstein: „Das geht niemanden etwas an.“ Weitere Themen, die sie auch im ÖSTERREICH-Interview ansprach, sind ihre medizinische Behandlungen, ihre Wiedervereinigung mit der Familie und Nataschas Zukunftspläne.
„Sie war sehr locker.“
War beim ersten TV-Interview
im September noch Kampuschs Beraterstab mit von der Partie, kam sie diesmal
alleine. Thema-Chef Johannes Fischer zu ÖSTERREICH: „Sie war wesentlich
lockerer als beim ersten Gespräch.“
Feursteins Eindruck von der Frau, deren Schicksal um die ganze Welt ging: „Sie ist selbstsicherer geworden. Ich habe den Eindruck, dass sie ihrem neuen Leben in Freiheit gewachsen ist, auch wenn es eine große Umstellung und harte Arbeit für sie ist.“
Anfragen aus der ganzen Welt.
Noch bevor das Interview am
Montag Abend auf Sendung geht, ist die weltweite Nachfrage nach den
Geständnissen von Kampusch bereits riesig: Anfragen liegen u. a. aus
Frankreich, der Schweiz, Spanien und Brasilien vor.
Wie schon beim ersten Interview übernimmt auch diesmal wieder der ORF, der für das Gespräch keinen Cent bezahlt hat, die weltweite Vermarktung. Fischer: „Der gesamte Verkaufserlös wird selbstverständlich Frau Kampusch zur Verfügung gestellt.“ – Die Erlöse des ersten Interviews belaufen sich mittlerweile auf rund 700.000 Euro.
Kampusch-Doku im Jänner.
Der 15-minütige Beitrag in der
Sendung ist allerdings nur ein kleiner Vorgeschmack: Am Mittwoch, 3. Jänner,
zeigt ORF 2 um 20.15 Uhr die Dokumentation Der Fall Kampusch. Die von
Feurstein und Burgit Bock gestaltete Reportage gibt Einblicke in Kampuschs
neues Leben (inklusive Bilder von Natascha beim Möbelkauf). Feurstein:
„Besonders faszinierend war, als sie mit ihrer Bildungsberaterin ihre
künftigen schulischen Pläne besprochen hat.“
„Bin immer für sie da.“
Fixer Bestandteil der
Doku natürlich: Das von Feurstein geführte Interview. Für den
Thema-Redakteur ist der „Fall Kampusch“ damit vorerst abgeschlossen. Aber,
so Feurstein: „Ich werde sie nicht im Stich lassen. Wenn sie etwas braucht,
bin ich selbstverständlich immer für sie da.“