Der Amokläufer von Baden wird als eigentümlicher Sonderling beschrieben.Am Mittwochabend stach er - wohl aus Liebes-Frust - wie von Sinnen auf seine Opfer ein.
Zunächst deutete nichts auf die blutige Tragödie hin, die sich in der Nacht auf Donnerstag im Zentrum von Baden bei Wien abspielen sollte. Fünf junge Leute im Alter zwischen 16 und 21 Jahren hatten sich, wie schon so oft, im Bereich des Spielplatzes im Park an der Weikersdorfer Straße getroffen.
Mit dabei auch Adam H., ein 19-jähriger Österreicher, der in Prag geboren wurde, aber schon die Polytechnische Schule in Baden besucht hatte. „Ein etwas überdrehter Typ“, wie ihn ein Bekannter charakterisiert (siehe weiter unten).
Adam H. trifft an diesem Abend auch Amanda U. wieder. Die 16-Jährige ist seine Ex-Freundin und war seine große Liebe. Doch inzwischen hat sich der Teenager für einen anderen jungen Mann entschieden.
Wegen Amanda kommt es zum Streit innerhalb der Clique. Adam H. wird immer aggressiver, bedroht die anderen Jugendlichen. Plötzlich zieht er einen sogenannten „Faustdolch“ und attackiert damit den ältesten aus der Gruppe. Der 21-Jährige wird mehrfach von der fünf Zentimeter langen Klinge getroffen, bricht stark blutend zusammen.
Amokläufer verletzte sich selbst – Spital
In Panik flüchten die anderen Teenager, Adam H. verfolgt sie. Im Bereich des Sparmarktes auf der Vöslauer Straße holt er das Trio ein. Wie von Sinnen sticht der 19-Jährige auf Amanda und ihre Freunde Markus, Gabriel und Vincenz ein. Auch die drei erleiden Stichverletzungen, ebenso wie ein 63-jähriger Passant, der zufällig zu falschen Zeit am falschen Ort war. Das jugendliche Trio und der Zeuge werden leicht bis mittelschwer durch Stiche verletzt. Blutspuren ziehen sich durch die Straßen, auf mehreren Autos werden sie später sichergestellt.
Inzwischen sind etliche Polizeistreifen alarmiert, Notarzt und Rettungskräfte kümmern sich um die Opfer des Amoklaufs, die Verletzten werden ins Spital abtransportiert. Mit Diensthunden machen die Einsatzkräfte Jagd auf den Messerstecher, ein Polizeihubschrauber kreist in der Luft.
Auf seiner Flucht verschanzt sich Adam H. zunächst in einem Garten, versteckt sich anschließend auf dem Grundstück an der Elisabethstraße. Die Anlage gehört zu einer Stadtvilla, sie wird nur zufällig zum Zufluchtsort. Dort kann die Polizei den 19-Jährigen schließlich überwältigen.
Auch Adam H. ist verletzt. Mehrere Schnittwunden an seinen Händen hat er sich wohl selbst zugefügt. Er kommt ebenfalls in ein Spital. Sein Motiv: Eifersucht auf Amandas neuen Freund. Der 19-Jährige wurde noch am Donnerstagabend in die Justizanstalt Wiener Neustadt gebracht. Bei seiner Einvernahme gab er an, sich an nichts mehr erinnern zu können. Er zeigte sich nicht geständig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
U-Haft beantragt
Bekannter des Verdächtigen: "Adam hatte schon länger psychische Probleme"
Adam H., in Prag geboren, kam schon als Kind mit seinen Eltern nach Baden. Im Kurort besuchte er die Polytechnische Schule, spielte Fußball.
„Er ist ein bisschen verrückt“, sagt ein Bekannter über den 19-Jährigen: „Manchmal hat er behauptet, Stimmen zu hören, die ihm irgendetwas befahlen.“ Die psychischen Probleme von Adam H. sollen seit Längerem bekannt gewesen sein.
Eine Tat, wie in der Nacht auf Donnerstag, hat ihm jedoch niemand zugetraut. „Er war nicht aggressiv“, sagt der Freund. Doch das Ende seiner Liebe konnte er nicht verkraften.
(let, lae)