Ein Schmerzmittel, das in fast jeder Hausapotheke liegt, steht jetzt stark in der Kritik – das sollten Sie unbedingt wissen.
Eine neue internationale Analyse stellt das bislang als relativ unbedenklich geltende Schmerzmittel Paracetamol unter Generalverdacht – zumindest bei werdenden Müttern. Forschende der Icahn School of Medicine in New York untersuchten 46 Studien mit Daten von mehr als 100.000 Schwangeren weltweit. Das Ergebnis der Untersuchung wirft Fragen auf: Paracetamol könnte mit einem erhöhten Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen beim Kind in Verbindung stehen.
Schmerzmittel mit globaler Bedeutung
Mehr als die Hälfte aller Schwangeren greift laut einer Statistik während der Schwangerschaft zu Paracetamol – auch bekannt unter dem Namen Acetaminophen. Es galt lange als sicherste Option gegen Kopfschmerzen, Fieber oder Rückenschmerzen. Das Forschungsteam um Professor Diddier Prada hat für die Untersuchung die sogenannte Navigation Guide-Methodik angewendet – ein international anerkannter Standard zur Bewertung wissenschaftlicher Gesundheitsdaten.
Mit dieser Methodik konnten Qualität, Verzerrungspotenzial und Beweiskraft jeder einzelnen Studie systematisch analysiert werden. Daraus ergibt sich laut den Forschenden ein besonders fundiertes Gesamtbild.
Erhöhtes Risiko für Autismus und ADHS?
Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: 27 der ausgewerteten Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und neurologischen Störungen beim Nachwuchs. Neun Studien stellten keine Verbindung fest, vier sprachen sogar von einem möglichen Schutzeffekt. Besonders aussagekräftig seien laut Analyse jene Arbeiten, die auf ein erhöhtes Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen und ADHS hinweisen.
Die Studienautoren betonen allerdings: Ein Zusammenhang bedeute noch keinen Beweis für eine direkte Ursache. Dennoch sei aufgrund der weltweiten Verbreitung des Medikaments auch ein kleines Risiko von globaler Relevanz.
Wie Paracetamol dem Baby schaden könnte
Paracetamol kann laut der Untersuchung die Plazentaschranke überwinden – und somit direkt auf das ungeborene Kind wirken. Drei potenziell kritische Mechanismen wurden hervorgehoben: Oxidativer Stress: Mögliche Freisetzung schädlicher Sauerstoffverbindungen im kindlichen Gehirn. Hormonstörungen: Beeinträchtigung des empfindlichen Hormonsystems des Fötus. Epigenetische Veränderungen: Einfluss auf die Genregulation – ohne Änderung der DNA selbst.
Empfehlung: Nur mit ärztlicher Absprache
Die Wissenschaftler raten zu besonderer Vorsicht bei der Einnahme in der Schwangerschaft. Paracetamol solle nur in möglichst niedriger Dosis und zeitlich begrenzt verwendet werden – und ausschließlich dann, wenn Alternativen nicht greifen. Weitere Studien zur Bestätigung der Ergebnisse und zur Entwicklung sichererer Behandlungen seien notwendig.