14 Std Schnee-Stau

"Ich hatte Angst um mein Kind"

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Das sagte die Mutter eines einjährigen Mädchens nach 14 Stunden im Schneechaos auf der A 21 .

Freitag, 9.00 Uhr, A 21: "Wir sitzen hier seit gestern Abend fest“, sagt Hans Steiner müde. Sein Auto steht auf der mittleren Spur der A 21 kurz nach der Raststation Alland und ist eingeschneit. Mit seinen zwei Kindern Sophie und Luise war das Ehepaar unterwegs von der Therme Lutzmannsburg nach Pyhra bei St. Pölten, als man gegen 18.30 Uhr buchstäblich im Schnee stecken blieb.

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14 Stunden sind seither vergangen. Die kleinen Kinder sitzen still in ihren Sitzen. Die Nacht sei furchtbar gewesen, sagt Steiner, aber "die Versorgung durch das Rote Kreuz war sehr gut".

Sophie, Sabine und Louise Steiner aus St. Pölten
"Seit 14 Stunden sitzen wir jetzt schon fest. Wir haben die Nacht im Auto verbracht. Für die Kinder war es furchtbar. Die Versorgung durch das Rote Kreuz war wirklich sehr gut."

Alexander, Janina, Claudia Haberlik
"Der Schnee hat uns überrascht. Unser Auto steht irgendwo kurz vor Alland. Wir haben die Nacht in der Notschlafstelle verbracht. Hoffentlich können wir bald wieder hinaus."

"Spät alarmiert"
Zwei Autos hinter den Steiners steht Franz Handl bis zu den Knien im Schnee. Der Schlosser war auf dem Rückweg von einem Auftrag. Um sechs Uhr früh wäre Dienstbeginn gewesen. Mittlerweile ist es nach 10 Uhr vormittags. Handl und sein Trupp stecken immer noch fest. "Wer zahlt mir den Verdienstentgang", schnaubt der Handwerker.

In der Ferne kommt ein Trupp der Feuerwehr Günselsdorf aus dem Bezirk Baden. In Windeseile schaufeln sie die Autos der grantigen Lenker frei. "Wir haben die ganze Nacht gewartet, wurden aber erst um vier Uhr früh alarmiert", ärgert sich einer der Feuerwehrleute, "die Autobahn war doch schon gestern Abend gesperrt". Zwischenzeitlich saßen rund 280 Lkws und bis zu 5.000 Autos fest.

Notunterkunft
Wenige Meter weiter herrscht reges Treiben. Die Zentrale der Straßenmeisterei wurde für die Nacht zu einem Notquartier umfunktioniert. Es gibt Tee, Kekse und die obligatorische Gulaschkanone. Im Eck läuft ein Fernseher. "Mama, wann geht’s weiter", quengeln Kinder.

An einem Tisch sitzt Daniela Scheidinger mit ihrer Tochter Emily. Seit Stunden warten sie auf die Weiterfahrt, haben die Nacht hier verbracht. Wie die meisten Festsitzenden wollte Familie Scheidinger einfach nur nach Hause. "Ich hatte Angst um mein Kind", sagt Scheidinger. Tochter Emily, ein Jahr alt, ginge es den Umständen entsprechend gut. Sie quengelt, das Kinderfernsehen schafft Abhilfe.

Daniela Scheidinger und Tochter Emily
"Ich hatte Angst um mein Kind. Wir sind seit 14 Stunden hier und haben die Nacht in der Notunterkunft verbracht. Eigentlich wollten wir nur nach Hause."

Julia, Dominik, Vladimira und Nadine Hinterwallner
"Wir haben die Nacht im eiskalten Auto verbracht. In der Früh sind wir zum Aufwärmen ins Notquartier gekommen. Die Kinder haben von Helfern Tee und Essen bekommen."

Die Helfer
"Bei Dienstantritt waren 105 Erwachsene und 20 Kinder zu versorgen", erzählt Franz Legerl vom Roten Kreuz. Seit Beginn des Chaos sind er und seine 84 Mann im Einsatz. "Auf der Fahrbahn hatten wir rund 2.000 Versorgungseinsätze", rechnet der Sanitäter vor. 800 Decken brachten seine Mitarbeiter mit, 3.000 Portionen Essen wurden verteilt.

In einer Ecke der Station sitzen Rot-Kreuz-Mitarbeiter. Man raucht, unterhält sich, trinkt Tee und Kaffee. Es herrscht eine quasi familiäre Atmosphäre. Freundliche Mitarbeiter kümmern sich um die Kleinkinder. Bezirkshauptmann Helmut Leiss koordiniert den Einsatz höchstpersönlich. Langsam löst sich die Anspannung. Alle verfügbaren Kräfte waren für den Megaeinsatz zusammengezogen worden.

Auch Claus Mayer kann sich entspannen. Er ist Einsatzleiter des Roten Kreuzes. "Um 18.30 Uhr wurde die Autobahn gesperrt, seither sind wir hier", berichtet er.

Einmaliger Einsatz
"Auf der A 21 gibt es immer wieder Probleme nach einem Wintereinbruch. So ein Einsatz wie heute kommt aber nur einmal in zehn Jahren vor", sagt der erfahrene Rot-Kreuz-Mann Mayer. Draußen bessert sich das Wetter. Die Polizei beginnt, den Verkehr von der Autobahn abzuleiten.

Gegen 14.30 Uhr ist die Autobahn wieder frei befahrbar.

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