Eine bemerkenswerte Spurensuche fand in St. Pölten nun ein schönes Ende. Es wurde versucht 261 Weltkriegsopfer aus einem Massengrab zu identifizieren, bei 238 ist es sogar gelungen. Aber alle bekamen nun eine ehrenwerte Beerdigung samt Grabstätte am Städtischen Friedhof St. Pölten.
In diesem Massengrab waren 261 Menschen, davon 25 Kinder, beerdigt oder gar verscharrt. Der mittlerweile verstorbene St. Pöltner Magistratsbeamte Manfred Wieninger (1963–2021) hatte jahrelang nachgeforscht, um 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg diesen anonymen Verstorbenen ihre Identität zurückzugeben.
Das Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST) hat die Nachforschungen aufbereitet und nun die Grabsteine umgesetzt.
Nachkommen teilweise ausfindig gemacht
Bei unglaublichen 238 von ihnen ist es gelungen, einen Namen ausfindig zu machen. "Nicht oft gibt es die Gelegenheit, ein historisches Grundrecht so klar wieder gutzumachen, indem man Menschen, die vergessen wurden, ihre Namen zurückgibt. 261 Personen, 261 Biografien, 261 Schicksale. Nicht über alle werden wir alles biografisch recherchieren können. Nicht für alle wird es möglich sein, Nachkommen ausfindig zu machen. Umso schöner ist es, dass es bei einigen gelungen ist", meinte Stephan Mlczoch, Leiter der Abteilung "Historische Angelegenheiten" des BM für Inneres.
Dennoch werden alle 261 mit neuen Grabsteinen geehrt und ihnen gedacht. Dafür gab es auch eine offizielle Beerdigung, bei der sich auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu Wort meldete: "Es waren Kriegsgefangene, jüdische und christliche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Umgesiedelte, St. Pöltner Bombenopfer und im Krankenhaus oder Armenhaus Verstorbene."
"Danke posthum an Manfred Wieninger"
Außerdem meinte sie "Erinnerung ist niemals abgeschlossen". St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) betonte auch noch einmal den Fündigen dieser Informationen: "Danke posthum an Manfred Wieninger für seine penible Aufarbeitung."
Wieningers Sohn Alexander Wieninger-Pabst war bei der Zeremonie zugegen, ebenso wie die Gestalterin der Grabsteine, Künstlerin Renate Stockreiter (Bild).