Vösendorf-Wahl

Koalitionspoker beginnt: Keiner will mit der ÖVP?

Es könnte für die ÖVP in Vösendorf (Bezirk Mödling) noch schlimmer kommen. Zuerst die Neuwahlen wegen eines Skandals des Ex-Bürgermeisters, dann verlieren sie die absolute Mehrheit und jetzt könnte ihnen noch das Amt abhandenkommen. Die SPÖ scheint in den Vordergrund zu rücken.

Die Gemeinderatswahl in Vösendorf kam deshalb zustande, weil die Mandatare aller anderen Parteien ihr Amt geschlossen zurücklegten. Nun könnten sich wieder einige gegen die ÖVP verbrüdern.

Zwar zählt die ÖVP mit 33 Prozent noch die meisten Stimmen, doch es könnte an den nötigen zwei Koalitionspartnern mangeln. FPÖ-Spitzenkandidatin Monika Alk, vierte Kraft mit rund 9 Prozent, schließt eine Zusammenarbeit aktuell aus, die Partei sprach von einem "ersten Pflock für den politischen Neuanfang".

Noch mehr Einfluss wird die Bürgerliste V2000 haben, die ihre Stimmen mit 19% mehr als verdoppeln konnte. Am Wahlabend wollten sie sich aber noch nicht in die Karten blicken lassen, auch wenn von Spitzenkandidat Peter Meisinger von "klaren Präferenzen" die Rede war.

ÖVP mit klarem Signal

Die Bürgermeisterin Birgit Petross (Bild oben) gab sich diplomatisch: "Ich werde natürlich mit allen Parteien, die im Gemeinderat vertreten sind, Gespräche führen – auf Augenhöhe und ohne Vorbedingungen."

VPNÖ-Landesgeschäftsführer Matthias Zauner gratulierte auch: "Durch die Vorzeichen dieser Wahl wurde Birgit Petross mit ihrem Team vor besondere Herausforderungen gestellt. Umso bemerkenswerter ist dieses Wahlergebnis trotz der erwartbaren Verluste. Jetzt gilt es, Verantwortung zu übernehmen und entstandene Gräben zu schließen."

Dennoch wurde wohl bereits ein Statement gesetzt, denn SPÖ-Bezirksparteivorsitzender David Loretto verriet, dass Petross und Konsorten "das traditionelle erste Aufeinandertreffen aller Parteien geschwänzt haben, um allen aus dem Hinterzimmer den Bürgermeister-Anspruch auszurichten".

Folgt Scharrer ihrem Ehemann?

SPÖs Gabriele Scharrer schätzte ihre Chancen auf die zukünftige Bürgermeisterin aber gut ein und gab sich gegenüber dem ORF zuversichtlich: "Ich denke, das wird uns gelingen." Mögliche Partner quittierte sie mit einem: "Es wird bunt werden." Zusätzlich zu V2000 (6 Mandate) sind die Möglichkeiten die FPÖ (3), die Grünen (1) und erstmals die NEOS (1).

Sollte das gelingen, würde Scharrer das Amt erstmals seit zehn Jahren wieder zurück zur SPÖ holen und damit ausgerechnet einer besonderen Person nachfolgen: Friedrich Scharrer, ihrem Ehemann, der von 2009 bis 2015 Vösendorf-Bürgermeister war: "Ich wüsste, was mich als Bürgermeisterin erwartet. Ich habe meinen Mann damals sehr oft begleitet."

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