Laut den Opferanwälten feuerten die Polizisten ohne Vorliegen einer Angriffs- oder Notwehrsituation. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg weist die Darstellung zurück.
Der tödliche Schuss auf einen 14-jährigen mutmaßlichen Einbrecher im Kremser Merkur-Markt soll bei guter Sicht und ohne vorliegende Angriffs- oder Notwehrsituation gefallen sein. Das haben die Anwältinnen der Angehörigen, Eva Plaz und Nadja Lorenz mitgeteilt.
Wörtlich heißt es in dem Schreiben: "Wegen der nach der Tatrekonstruktion vonseiten der Verteidigung und vom Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg abgegebenen Erklärungen teilen wir mit, dass die Tatrekonstruktion ergeben hat, dass der tödliche Schuss in den Rücken bei guten Sichtverhältnissen ohne Vorliegen einer Angriffs- oder Notwehrsituation abgegeben wurde". Weiters haben die Rechtsanwältinnen Plaz und Lorenz daraufhin gewiesen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Erklärungen abgegeben würden. "Es sind die verschiedenen von der StA beauftragten Gutachten abzuwarten.
Einbrecher nicht als Jugendliche erkennbar
Hans-Rainer
Rienmüller, der Anwalt der beiden Polizisten, hat nach der Tatrekonstruktion
im Kremser Merkur-Markt betont, dass es in der Nacht auf den 5. August in
einem dunklen, schlecht beleuchteten Raum zu der Begegnung zwischen den
mutmaßlichen Einbrechern und den Uniformierten gekommen sei. Dabei hätte
sich aus Sicht der Polizisten eine gefährliche Situation ergeben, die
vermummten und daher nicht als Jugendliche erkennbaren Verdächtigen hätten
sich ihnen mit einem Schraubenzieher bzw. einer Gartenharke in den Weg
gestellt. "Es war die Abwehr eines Angriffs entsprechend ihrer
Ausbildungsrichtlinien", sagte der Wiener Anwalt.
Staatsanwaltschaft Korneuburg widerspricht
Die Staatsanwaltschaft
Korneuburg hat inzwischen auf die Darstellung der beiden Anwältinnen Eva
Plaz und Nadja Lorenz reagiert. Sprecher Friedrich Köhl hat die
Anschuldigungen zurückgewiesen. "Wir wissen, dass sich der Vorfall zunächst
in einem finsteren Lagerraum abgespielt und dann in den nachtbeleuchteten
Verkaufsraum verlagert hat. Die tödlichen Schüsse wurden daher nicht im
Stockfinsteren abgeben, es waren aber keine guten Sichtverhältnisse." Köhl
sieht einen subjektiven Eindruck der Anwältinnen Plaz und Lorenz.
Tod im Merkur-Markt
Am 5. August hatten zwei Polizeibeamte - ein
Mann und eine Frau - nach Auslösung des stillen Alarms im Merkur-Markt in
Krems-Lerchenfeld auf zwei mutmaßliche Einbrecher geschossen. Der 14-jährige
Florian P. wurde dabei tödlich in den Rücken getroffen, ein mittlerweile
17-Jähriger erlitt Oberschenkeldurchschüsse. Während die Polizisten
behaupteten, einen Angriff abgewehrt zu haben, gab der 17-Jährige an, dass
er und sein Komplize bereits auf der Flucht gewesen seien. Die beiden
Polizeibeamten, gegen die wegen fahrlässiger Tötung unter besonders
gefährlichen Verhältnissen ermittelt wird, stehen wieder im Dienst. Der
17-jährige mutmaßliche Komplize von Florian P. bleibt vorerst bis Ende
September in U-Haft.