Die Industrie in Niederösterreich steckt tief in der Krise, auch wenn es erste zaghafte Lichtblicke gibt. Auftragsschwund, hohe Energiekosten und sinkende Ertragserwartungen lasten schwer auf den Unternehmen. Die IV-NÖ warnt vor dramatischen Folgen, wenn nicht rasch gehandelt wird.
Die Lage bleibt kritisch. Das aktuelle Konjunkturbarometer ist mit minus 15 Punkten noch im negativen Bereich, hat sich aber gegenüber dem Vorquartal (-20,4 Punkte) etwas verbessert. Doch von Entwarnung keine Spur. "Die Ergebnisse deuten auf eine Stabilisierung hin, auch wenn von einer nachhaltigen Erholung noch keine Rede sein kann“, sagte Michaela Roither, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ). Sie stellte klar, dass man sich noch weit entfernt von einem wirtschaftlich tragfähigen Niveau befinde. Die Situation sei belastend für viele Betriebe.
Die Konjunkturumfrage unter 41 Unternehmen mit über 18.000 Beschäftigten zeichnet ein zwiespältiges Bild. Zwar verbessert sich die Geschäftslage leicht auf minus 23 Punkte. Auch der Ausblick für die kommenden sechs Monate zeigt mit minus 7 Punkten einen kleinen Fortschritt. Doch gleichzeitig fällt der Auftragsbestand dramatisch zurück. Mit minus 19 Punkten erreicht er einen der tiefsten Werte seit Beginn der Pandemie. Auch die Ertragserwartung bricht ein. Sie liegt nun bei minus 24 Punkten und damit auf dem schlechtesten Stand seit einem Jahr.
Industrie fordert Taten, nicht nur Ankündigungen
Für die IV-NÖ ist klar, dass der Standort nur überleben kann, wenn rasch gehandelt wird. "Ohne wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen droht unsere stark exportorientierte und energieintensive Industrie international noch weiter zurückzufallen", sagte Roither. Die Folgen wären gravierend. Weniger Aufträge, Verlagerung von Produktionen ins Ausland und der Verlust von Arbeitsplätzen würden auch Kaufkraft und Wohlstand gefährden.
Die Industrie fordert daher konkrete Schritte. Energiekosten müssten sinken, bürokratische Lasten reduziert und zusätzliche Belastungen vermieden werden. Auch die Rolle der Sozialpartner ist entscheidend. Bei den kommenden Lohnverhandlungen müsse Augenmaß herrschen. Zudem brauche es Anreize, um Vollzeitarbeit attraktiver zu machen. "Vollzeitarbeit muss finanziell klar besser gestellt sein als Teilzeitarbeit, und wer im Pensionsalter freiwillig weiterarbeiten möchte, sollte dafür steuerliche Anreize erhalten", erklärte Roither.
In der Krise steckt auch eine Chance
Trotz aller Herausforderungen sieht die IV-NÖ auch Potenzial. Investitionen in Deutschland, Verteidigungsprojekte der EU und der Wiederaufbau der Ukraine könnten heimischen Betrieben neue Märkte eröffnen. Diese Chancen gelte es zu nutzen. "Wenn wir uns klug positionieren, neue Märkte erschließen und Abhängigkeiten von einzelnen Wirtschaftsräumen verringern, kann unsere Industrie wieder deutlich an Dynamik gewinnen", betonte Roither.
Doch der Weg dorthin ist steinig. Die Zeit läuft, und ohne mutige Entscheidungen der Politik könnten sich die wirtschaftlichen Risse weiter vertiefen. Die Stabilisierung allein reicht nicht. Nur mit klaren Rahmenbedingungen kann aus dem zaghaften Aufwärtstrend ein echter Aufschwung werden.