Blackwater-Gründer

Trump-Vertrauter steht in Wiener Neustadt vor Gericht

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Der Prozess um Blackwater-Gründer Prince startet in Wiener Neustadt 

NÖ. Nach jahrelangen Ermittlungen gegen die Airborne Technologies GmbH rund um die Ausfuhr von zwei Flugzeugen ist am Donnerstag in Wiener Neustadt ein Prozess wegen des Verstoßes gegen das Kriegsmaterialgesetz angelaufen. Es gibt fünf Angeklagte, unter ihnen ist Erik Prince, Blackwater-Gründer, Geschäftsmann und Intimus von Ex-US-Präsident Donald Trump. Das Quintett bekannte sich nicht schuldig. Fortgesetzt wird die Verhandlung am 14. Dezember. 

Erik Prince
© APA/HELMUT FOHRINGER
× Erik Prince

Kern des Vorwurfes ist, dass zwei von der Frontier Services Group (FSG) beigestellte zivile Agrarflugzeuge der Marke "Ayres Thrush" zu militärischen Maschinen umgebaut und ohne die dann erforderliche Bewilligung nach dem Kriegsmaterialgesetz ins Ausland gebracht worden sein sollen. Eingebaut wurden laut Strafantrag durch Mitarbeiter der Airborne Technologies GmbH u.a. Panzerungen im Bereich des Triebwerks und des Cockpits, Zusatztanks im Einbauraum der Sprühmitteltanks sowie eine Spezialkamera, mit der nach Angaben des Staatsanwalts "Zielmarkierung und Zielbeleuchtung" möglich seien. Weiters seien vier zusätzliche Aufhängungen an den Tragflächen angebracht worden. Zudem seien die Treibstofftanks mit Aluminium ausgefüllt worden - zur Hintanhaltung der Explosionsgefahr. 

Erik Prince
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× Erik Prince
 

Angeklagte bekannten sich nicht schuldig

Norbert Wess, der Prince und zwei weitere Angeklagte verteidigt, betonte in seinem Eröffnungsvortrag, dass sich weder aus den einzelnen Umbauten für sich noch durch die Modifikationen in einer Gesamtschau die Eigenschaft als Kriegsmaterial ergebe. "Wir vertreten mit fester Überzeugung den Standpunkt, dass die Einordnung rechtlich falsch ist", betonte der Rechtsanwalt. Verwiesen wurde auf die Beweisergebnisse sowie mehrmals auch auf das Gutachten des Sachverständigen Ingo Wieser. "Alle Umbauten an diesen Flugzeugen sind völlig unbedenklich", führte Wess aus. 

Erik Prince
© APA/AFP/Joe Klamar
× Erik Prince

Eine der Maschinen ist laut Anklagebehörde im November 2014 mit dem erklärten Ziel Kenia zunächst nach Malta ausgeführt und mit Zwischenlandungen spätestens im Dezember 2014 zu einem Stützpunkt im Südsudan gebracht worden. Das zweite Flugzeug sei im Juni 2015 direkt nach Bulgarien gegangen, sagte der Staatsanwalt am Donnerstag im Rahmen des Eröffnungsvortrags.

Die Anklagebehörde geht davon aus, dass die letztlich aus ihrer Sicht als Kriegsmaterial einzustufenden Maschinen gewinnbringend und unauffällig außer Landes geschafft werden sollten. Den von der Verteidigung bestrittenen Tatplan vorgeschlagen haben dürfte demnach FSG-Gründer Prince gemeinsam mit dem Fünftangeklagten, einem ausgebildeten Piloten und Berater. Beide fungierten laut Staatsanwalt auch als "Bindeglieder" zwischen FSG und Airborne.

Australischer Pilot

Die Flugzeuge sollten weiter als Agrarmaschinen deklariert bleiben, da für solche bei der Verbringung über die Staatsgrenze keine Bewilligungspflicht nach dem Kriegsmaterialgesetz besteht, so der Vorwurf. Das tatsächliche Vorhaben sei dabei jedoch stets gewesen, zumindest eine der beiden Maschinen in den Südsudan und somit in ein UNO-Embargo-Land zu bringen - ein Unterfangen, für das man auf regulärem Wege keine Bewilligung erlangt hätte, befindet die Staatsanwaltschaft. Nicht mit der für das Strafverfahren erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden konnte allerdings, dass eines der Flugzeuge für eine der am Bürgerkrieg im Südsudan beteiligten Parteien bestimmt gewesen wäre.

Wess sprach von einem stets durch einen Experten begleiteten, transparenten Exportverfahren. Das 2014 überstellte Flugzeug sei wenige Tage vor dem Start von Beamten des österreichischen Zolls ohne Beanstandungen begutachtet worden. Die letztlich erfolgte Landung in einem Camp der FSG im Südsudan sei technischen Problemen geschuldet gewesen. "Ziel des Fluges war stets Kenia", so Wess. Die zweite, 2015 nach Bulgarien überstellte Maschine sei dort dann ins zivile Luftfahrtregister aufgenommen worden.

Als Erstangeklagter gilt jener 53-jährige australische Pilot, der die beiden Maschinen über die österreichische Staatsgrenze geflogen haben soll. Prince wird - ebenso wie zwei Airborne-Geschäftsführer sowie ein weiterer ausgebildeter Pilot, der teils auch als Berater fungierte - als Beteiligter gehandelt. Angelastet wird dem nicht geständigen Quintett ein Verstoß gegen Paragraf 7 Kriegsmaterialgesetz. Im Fall der Verurteilung drohen bis zu drei Jahre Haft.

Beantragt wurde von der Staatsanwaltschaft auch die Verhängung einer Verbandsgeldbuße gegen die Airborne Technologies GmbH mit Sitz in Wiener Neustadt. Die Begründung der Anklagebehörde: Die Tat sei von Airborne zu eigenen Gunsten begangen worden, da durch die Umbauten ein Vermögensvorteil erzielt worden sei. Weiters seien eben Bewilligungspflichten hinsichtlich Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial verletzt worden, was bestritten wurde. Oliver Felfernig, Verteidiger der beiden Airborne-Geschäftsführer und Rechtsvertreter des Unternehmens, sprach in seinem Statement den von der Staatsanwaltschaft aufs Tapet gebrachten Tatplan genauer an, der für ihn "reine Fantasie" sei.

Airborne ist Expertin für Spezialanforderungen im Luftfahrtbereich und stattet Fluggeräte mit Sensoren und Überwachungstechnik aus. Prince hatte bis 2018 eine Beteiligung über ein Unternehmenskonstrukt. Die Kontakte des Geschäftsmanns und ehemaligen US-Navy-Seals in weltweite Kriegsgebiete habe Airborne nutzen wollen, um daraus Profit zu schlagen, heißt es. Prince habe "großen Erfahrungsschatz im Bereich von Spezialoperationen in Krisengebieten", wurde seitens des Staatsanwalts hervorgehoben.

Die fünf gerichtlich unbescholtenen Angeklagten bekannten sich allesamt nicht schuldig. Weitere Ausführungen dürften vorerst nicht folgen. Laut Wess hat man sich zum Strafantrag bereits schriftlich mit Gegenausführung geäußert. Auf diesen Schriftsatz dürften die Angeklagten verweisen. 
 

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