In Wiens Einkaufslandschaft brodelt es: Eine neue Studie zeigt, dass 63 Prozent der Wienerinnen und Wiener eine Sonntagsöffnung befürworten. Doch die Gewerkschaft schlägt Alarm und warnt vor fatalen Folgen für Beschäftigte und Gesellschaft.
Eine neue Studie der Kepler-Universität Linz sorgt für Zündstoff. 63 Prozent der Wiener sprechen sich für eine Sonntagsöffnung der Geschäfte aus. Besonders hoch ist die Zustimmung bei den jungen Befragten. Ganze 74 Prozent der Jahrgänge 1997 bis 2012 wollen auch am Sonntag einkaufen können.
Christoph Teller von der Kepler-Universität Linz erkennt darin ein Signal für die besondere Dynamik der Stadt. Der Wiener Handel sei feingliedrig, engmaschig und attraktiv. Vom Angebot her habe Wien sehr viel zu bieten, erklärte Teller im Fernsehen. Er verweist auf andere Millionenstädte, in denen Sonntagsshopping längst Realität ist. In Wien herrsche jedoch ein anderes Freizeit-, Arbeits- und Kaufverhalten. Daher brauche es laut Teller auch andere Öffnungszeiten im urbanen Raum.
Gewerkschaft GPA: Kein Grund für eine Ausweitung
Die Gewerkschaft GPA widerspricht entschieden. Für ihre Vorsitzende Barbara Teiber sind die Zahlen der Linzer Studie kein politischer Auftrag. „Wenn in einer aktuellen Befragung der Uni Linz knapp über 60 Prozent der Befragten in Wien sagen, sie würden vielleicht ab und zu an Sonntagen einkaufen, bedeutet das nicht, dass es eine Mehrheit für einen Sonntagsöffnung und eine entsprechende Gesetzesänderung gibt“, stellt die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, klar. Zu groß sei die Belastung durch zusätzliche Arbeit, fehlende Kinderbetreuung, höheres Verkehrsaufkommen und steigende Energiekosten. Auch beim Umsatz sei kein Plus zu erwarten. Profitieren würden höchstens einzelne Betriebe.
Barbara Teiber sieht keinen Grund für eine Ausweitung der Sonntagsöffnung in Wien.
Die GPA verweist auf eine eigene Umfrage aus dem Jahr 2020. Damals hatten sich 71 Prozent der Wiener für einen arbeitsfreien Sonntag im Handel ausgesprochen. Teiber fordert von der Politik klare Schwerpunkte. Statt einer Öffnung am Sonntag solle man sich um Lebensmittelpreise, Kaufkraft und Arbeitslosigkeit kümmern. Die Beschäftigten müssten sich darauf verlassen können, dass Versprechen eingehalten werden.
Während viele Kunden auf geöffnete Läden hoffen, kämpfen andere für ihre Ruhezeit. Die Diskussion um den Sonntag ist eröffnet. Wien steht erneut vor einer Grundsatzfrage.