Der Tod von Prokop

Viele Fragen zum Rettungseinsatz

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Viele Fragen tauchen nach Prokops Tod auf. Warum kein Hubschrauber, warum erst nach Lilienfeld? ÖSTERREICH hat sich das Notfall-System angesehen.

Wieso wurde Innenministerin Liese Prokop nicht sofort nach St. Pölten gebracht, sondern zuerst nach Lilienfeld? Diese Frage stellen sich viele ÖSTERREICH-Leser nach dem völlig überraschenden Tod der Innenministerin, die am Silvesterabend aufgrund eines Aorta-Risses aus dem Leben schied.

Grund für die Fahrt nach Lilienfeld war die Diagnose von Prokops Hausarzt. Er hatte über Notruf Hilfe angefordert. Es sei dringend, die Innenministerin habe vermutlich einen Herzinfarkt erlitten. "Und ein Herzinfarkt kann in jedem Grundversorgungskrankenhaus behandelt werden", sagt die Sprecherin der Landeskliniken-Holding, Dr. Andrea Kdolsky: "Der Hausarzt hat völlig richtig alarmiert."

Insgesamt gibt es in Niederösterreich 27 Spitäler, die mit Ausnahme von Wr. Neustadt, Neunkirchen und Klosterneuburg alle zur Holding gehören. Das absolute Spitzen-Haus ist das Spital in der Landeshauptstadt. Als Prokop kollabierte, wurde klar, dass hier - wenn überhaupt - nur noch die St. Pöltner Herz-Spezialisten helfen können. Doch bei einem Aorta-Riss sind auch sie machtlos. Kdolsky zu ÖSTERREICH: "Es gibt in der gesamten wissenschaftlichen Literatur keinen einzigen Überlebensfall."

Hubschrauber
Ebenfalls Grund für Spekulationen liefert die Frage: Warum wurde nicht einfach per Hubschrauber reagiert? Damit hätte man sich die gefährliche und rumpelnde Autofahrt erspart, glaubt ein ÖSTERREICH-Leser. Grundsätzlich, so die Auskunft der Leitstellenzentrale LEBIG, kann mit dem Hubschrauber überhaupt nicht bei Nacht geflogen werden. Das Problem ist nämlich die Landung. "Hochspannungsleitungen, Zäune und ähnliche Hindernisse sind ja auf keinem Radar erkennbar", so Stefan Spielbichler, Sprecher der LEBIG. Daher sind auch keine Primärhubschrauber bei Nacht im Einsatz.

Anders ist es mit dem Intensivhubschrauber, der Krankenhäuser anfliegt. Denn jedes Krankenhaus - auch jenes in Lilienfeld - hat einen beleuchteten Hubschrauberlandeplatz. Dieser Hubschrauber kann also aktiviert werden, allerdings nur mit einer Vorlaufzeit von etwa 40 Minuten, er ist in Wr. Neustadt stationiert. Hätte also der Notarzt den Hubschrauber zeitgleich mit dem Rettungswagen angefordert, hätte dieser ins Krankenhaus Lilienfeld fliegen können. Doch die Diagnose lautete auf Herzinfarkt. Als man erkannte, dass Liese Prokop sicher einen Herzspezialisten benötigte, wäre die Zeit zu knapp gewesen. 16 Minuten braucht der Hubschrauber bis Lilienfeld, weitere acht Minuten bis St. Pölten. Im Vergleich dazu: Der Notarztwagen war in 20 Minuten in St. Pölten.

Im Spital Lilienfeld und in St. Pölten ist man vom Tod der Innenministerin geschockt, wie überall im Land. Jedoch: "Die Rettung trifft keine Schuld", wie Gunnar Prokop sagte.

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