Ab Montag trifft eine 25-tägige Totalsperre der "neuen" Westbahnstrecke zwischen St. Pölten und Wien Pendler mit voller Wucht. Die Strecke wird zur Baustelle und der Alltag für Berufstätige und Schüler zur logistischen Herausforderung.
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser im September 2024 ist klar: Der Schaden war enorm, die Folgen sind bis heute sichtbar. Tunnel wurden geflutet, Gleise unterspült, ganze Bahnhöfe beschädigt. Die erste Sperre endete kurz vor Weihnachten, doch nun folgt der zweite Akt. Dieses Mal geht es um den Rückbau von Provisorien, finale Sanierungen und neue Schutzmaßnahmen gegen künftige Extremwetter-Ereignisse.
Im Atzenbrugger Tunnel werden beschädigte Komponenten ersetzt, im Lainzer Tunnel und in Hadersdorf modernisiert man Technik und Tunnelfunk. Der Bahnhof Tullnerfeld wird hochwassersicher gemacht, Verteiler und Leitungen wandern buchstäblich "ein Stockwerk höher". Auch entlang der Perschling werden Gleisbett und Tragschicht komplett erneuert. Kein Schnellschuss - sondern ein Kraftakt, bei dem kein Zug fährt.
Nervenprobe für Pendler
Während Fernzüge vergleichsweise glimpflich davonkommen - sie rollen mit 30 Minuten Zusatzzeit über die alte Weststrecke durch den Wienerwald - trifft es den Nahverkehr mit voller Härte. Die Linien S80, S50, CJX5, REX50, REX51, R40, S40 und S4 werden teilweise oder vollständig eingestellt. Die ÖBB setzen auf Schienenersatzverkehr: So verkehren etwa Busse zwischen Tulln und St. Pölten (für die Linie S40) sowie Direktbusse zwischen Wien-Hütteldorf und Tullnerfeld (für den CJX5).
Doch, wer jeden Tag auf die Bahn angewiesen ist, steht nun vor einer neuen Realität. Früh los, spät heim. Dazu vermutlich überfüllte Busse, längere Wege und Stress im Berufsalltag. "Das dauert alles länger und im Bus kann man nicht arbeiten“, blickt ein Pendler aus St. Pölten voraus. Andere weichen ins Homeoffice aus.
Mikl-Leitner: "ÖBB hatte genug Vorbereitungszeit"
Mit Blick auf die letzte Sperre versprechen die Bundesbahnen Besserung: Mehr Sitzplätze, klarere Informationen, besserer Ersatzverkehr. Auch die WESTbahn reagiert mit geänderten Abfahrtszeiten und verlängerten Fahrzeiten. Ganze 23 Minuten früher müssen Fahrgäste nun starten, um ans Ziel zu kommen. Immerhin: Der Nachtzug fährt wie gewohnt – nur langsamer.
Die Politik drängt: Landeshauptfrau Mikl-Leitner (ÖVP) erinnert daran, dass die ÖBB genug Vorbereitungszeit gehabt habe. Die "zentrale Lebensader des Ostens“ dürfe nun nicht zur Dauerbaustelle verkommen. Landesvize Landbauer pocht auf klare Kommunikation, verlässliche Pünktlichkeit und vor allem kein Chaos wie im Herbst.
Ab 6. Juni soll wieder alles normal laufen. Bis dahin bleibt nur: rechtzeitig los, Nerven behalten und hoffen, dass diesmal wirklich alles rund läuft.