Schadenersatz

Heim-Opfer klagt auf 1,1 Millionen Euro

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Von Betreuern geschlagen, in den Schrank gesperrt, sexuell missbraucht ...

20.000 Euro hat Robert A. (44) vom Land Oberösterreich erhalten – als Entschädigung dafür, dass er als Kind in einem landeseigenen Heim in Leonstein gequält und missbraucht worden ist. Doch das reicht dem Bad Ischler nicht: Er hat das Land, wie berichtet, auf 1,1 Mio. Euro Schadenersatz geklagt. Die ausbezahlte Summe stehe in keinem Verhältnis zu seinem Leid, sagt der Mann (siehe Interview). Am Freitag startete am Landesgericht Linz der Prozess.

Traumata
In der Anklageschrift ist von Depressionen die Rede und von Traumata, die es Robert A. nicht ermöglicht hätten, einen „seinem IQ adäquaten Beruf“ zu erlernen. Den dadurch entstandenen Verdienst- und Rentenentgang will der Mann mithilfe seiner Anwältin Julia Andras nun vom Land ersetzt haben. Der Anwalt des Landes, Thomas Langer, lehnte am Freitag einen Vergleich ab. Der Klage gibt er kaum Chancen: Die Vorfälle seien längst verjährt. Das Gericht müsse entscheiden, ob es sich bei den Vorwürfen um „Fantasiegeschichten“ des 44-Jährigen handelt. Der Prozess wurde vertagt, ehemalige und beschuldigte Mitarbeiter sollen als Zeugen aussagen.

"Habe sogar die Zahnpasta gegessen!"

ÖSTERREICH: Warum erst jetzt die Klage?
Robert A.: Ich hatte alles verdrängt. Dann kam die Welle der Berichte über Gewalt und sexuellen Missbrauch an ehemaligen Heimzöglingen – und ich merkte, dass ich mit meinen Erlebnissen nicht alleine bin, dass ich auch ein Opfer bin.

ÖSTERREICH: 20.000 Euro haben Sie vom Land erhalten. Jetzt wollen Sie 1,1 Mio. Euro.
Robert A.: Das Geld ist relativ, ich bin mit einem Butterbrot auch glücklich. Aber es ist eine Genugtuung, dass es jetzt, 30 Jahre später, zur Verhandlung kommt.

ÖSTERREICH: Was hat man Ihnen im Heim angetan?
Robert A.: Ich wurde in eine Kiste oder in einen Putzschrank gesperrt. Sogar mal ein ganzes Wochenende lang – ohne Essen, ohne, dass ich auf die Toilette gehen durfte. Andere Heimkinder haben mir Zahnpaste gebracht, die hab ich dann gegessen. Der Heimleiter hat mich an den Haaren gepackt und meinen Kopf auf den Tisch geknallt.

ÖSTERREICH: War auch sexuelle Gewalt im Spiel?
Robert A.: Ja, zwei Erzieherinnen haben mich missbraucht. Ich wusste nicht, was da mit mir passiert.

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