Ermittlungen laufen

Kripo nimmt Verdächtigen nach Säure-Attentat fest

Teilen

Der Mann wurde bereits mehrere Stunden verhört - gestanden hat er noch nichts. In Wels ist ein fünftes Säurepaket aufgetaucht.

Ermittler haben am Sonntag einen Mann festgenommen, der verdächtigt wird, drei oberösterreichischen Kommunalpolitikern und einem Innviertler Bauamtsleiter am Freitag mit vermutlich Buttersäure gefüllte Pakete zugeschickt zu haben. Ein Haftbefehl wurde am Sonntag ausgestellt, der mutmaßliche Täter sitzt in Wels in Haft, so Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Sonntagnachmittag.

Fünftes Paket aufgetaucht
Unterdessen ist am Samstag laut Lißl ein fünftes Paket aufgetaucht. Das Paket war an einen Beamten der Bezirkshauptmannschaft adressiert. Diesem kam die Postsendung jedoch suspekt vor, so Lißl. Er öffnete das Päckchen nicht und verständigte sofort die Polizei. Verletzt wurde von diesem Paket niemand.

Kein Geständnis
Der Tatverdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, sei seit Sonntag früh von den Ermittlern befragt worden, so Lißl, Geständnis habe er keines abgelegt. Die Beweislage sei sehr "dünn", er wurde aber von den vier Opfern mit der Aussage "wir trauen es ihm zu" belastet, sagte sein Rechtsanwalt Nikolaus Rast, der auch den Hauptverdächtigen im Vergiftungsfall des Spitzer Bürgermeisters Hannes Hirtzberger vertritt.

Keine Angaben zur Identität
Laut seinem Anwalt handelt es sich um einen Innviertler Grundstücksspekulant. Lißl wollte zur Identität und Herkunft des Tatverdächtigen keine Angaben machen. Das Landesgericht Wels habe den Haftbefehl beantragt, der Mann saß am Sonntagnachmittag bereits in der Justizanstalt Wels in Haft. Motiv für die Tat könnten "raumplanerische Angelegenheiten" in der Vergangenheit sein, in die alle Opfer und der Tatverdächtige involviert waren, meinte Lißl. Konzentriert hatte man sich bereits seit längerem auf den Zusammenhang zwischen den Opfern und dem Tatverdächtigen.

Ermittlungen gehen weiter
Die kriminaltechnischen Untersuchungen der Pakete an der Gerichtsmedizin Salzburg und weitere Befragungen von Personen würden aber trotz dieser Festnahme unvermindert fortgeführt werden, sagte Lißl. Man könne zum derzeitigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass noch weitere Pakete in Umlauf seien und Anfang der Woche auftauchen könnten. Er rief die Bevölkerung in diesem Zusammenhang nochmals zur äußerster Vorsicht auf.

Nur ein Paket erfüllte den "Zweck"
Von den vier Säure-Paketen erfüllte nur eines seinen "Zweck". Der SPÖ-Landtagsabgeordnete Rudolf Prinz (61) wurde am Freitag beim Öffnen des Pakets an den Händen verletzt und musste ins Klinikum Wels gebracht werden, das er am Samstagnachmittag wieder verlassen konnte. Zwei weitere Pakete an ÖVP-Mandatare der Gemeinde Weißkirchen (Bezirk Wels-Land) konnten rechtzeitig von der Polizei abgefangen werden. Ein viertes Paket an einen Innviertler Bauamtsleiter richtete ebenfalls keinen Schaden an.

Auf der nächsten Seite: Warnung der Sicherheitsbehörden an die Länder

Aus aktuellem Anlass hat das Innenministerium einen aus der Zeit des Briefbombenterrors von Franz Fuchs stammenden Folder über den Umgang mit verdächtigen Postsendungen aktualisiert. Nachfolgend erhalten Sie den Wortlaut des Folders:

Erkennungsmerkmale einer verdächtigen Postsendung

  • Briefsendungen wirken starr und fest, der Inhalt des Briefe kann sich elastisch bis knetbar oder als Luftpolster anfühlen.
  • Die Briefe sind dicker (bislang nie unter 5 mm) und schwerer als übliche Briefe in ähnlicher Größe - die Gewichtsverteilung kann unregelmäßig sein, Unebenheiten und Verstärkungen sind zusätzliche Indizien.
  • Plastischer Sprengstoff kann Fettflecken (Ausschwitzen) an der Verpackung verursachen.
  • Verpackungen, bei denen das Ende der Verschnürung oder ein mit Klebefolie abgedeckter Faden ins Innere der Sendung führt.
  • Eine beim Öffnen der äußeren Verpackung zum Vorschein kommende sorgfältige innere Verpackung, welche eines der oberen Kriterien erfüllt.
  • Austreten einer pulverförmigen Substanz oder Sichtbarwerden von Fensterkitt- oder Plastilin ähnlichen Inhalten bei beschädigten Sendungen, ungewöhnliche Gerüche.
  • Besondere schriftliche Hinweise auf der Sendung (z.B. "PERSÖNLICH") welche dazu dienen, dass eine ganz bestimmte Person erreicht wird.
  • Auffällig fehlerhafte Absenderangaben oder die offensichtliche Verwendung von Phantasienamen als Absender, unübliche Brief- oder Paketmerkmale.

Verhaltensmaßnahmen

  • Postsendungen haben bereits einen langen Weg überstanden (Aufgeben, Abstempeln, Transporte). Es besteht somit bei sorgfältigem Umgang (nicht knicken, brechen od. sonst beschädigen) mit diesen kein Grund zur Panik
  • Legen Sie die verdächtige Sendung jedoch sofort vorsichtig an einem gesicherten Ort (eventuell durch Mauer oder Wandvorsprünge abgeschirmt) ab.
  • Verwenden Sie in unmittelbarer Nähe kein Handy, Schnurlostelefon oder Funkgerät.
  • Die Sendung darf keiner Feuchtigkeit (Kurzschlussgefahr!), großer Kälte oder Hitze (Sonneneinstrahlung oder Heizung) ausgesetzt werden.
  • Mechanische Belastungen, Stöße oder Schläge sind zu vermeiden
  • Verlassen Sie die unmittelbare Umgebung bzw. den Arbeitsplatz bei begründbarem Verdacht.
  • Verständigen Sie Ihren Vorgesetzten, eventuell einen allfälligen Sicherheitsbeauftragten im Arbeitsbereich.
  • Verständigen Sie die nächste Sicherheitsdienststelle.

Verhalten bei bereits geöffneten, bedenklichen Postsendungen

  • Inhalt der Sendung keinen extremen Umwelteinflüssen oder Bestrahlung (z.B. Kopiergerät) aussetzen.
  • Verwahren Sie die Sendung an einem gesicherten Ort, verhindern Sie den Zutritt von Unbeteiligten.
  • Sendung nicht weiter berühren und an keine dritten Personen weitergeben.
  • Verständigen Sie die nächste Sicherheitsdienststelle."
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.