Die Feuerwehr war 1938 beim Synagogen-Brand anwesend, schaute aber nur, dass das Feuer nicht auf benachbarte Häuser übergriff.
OÖ. OÖ erinnert heute in tiefer Trauer an die Opfer des Nationalsozialismus. Mit den Novemberpogromen begann am 9. November 1938 offen sichtbar, was zur systematischen Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen geführt hat. Synagogen wurden in Brand gesetzt, Geschäfte zerstört, Menschen verschleppt, gedemütigt und getötet. Es ist eine der dunkelsten Nächte unserer Geschichte.
„Wir verneigen uns in Trauer und Respekt vor allen, die verfolgt, gequält und ermordet wurden“, sagt SPÖ-Landesparteivorsitzender Martin Winkler, „ihr Andenken verpflichtet uns alle, entschieden für ein Miteinander und unsere Demokratie einzutreten.“
Die Sprecherin für Erinnerungskultur im Nationalrat Sabine Schatz betont: „Gedenken bedeutet auch, nicht wegzusehen, sondern immer dann aufzustehen, wenn die Würde von Menschen verletzt wird.“ Entmenschlichung beginne im Kleinen: in Worten, in Witzen, in Lügen, so Schatz: „Wenn Hass normal wird, wird Gewalt ermöglicht.“
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In Linz verhafteten die Nationalsozialisten schon am 8. November mehrere jüdische Männer. In den Nachtstunden des 10. November versammelten sich SA-Männer vor der Synagoge in der Bethlehemstraße. Erst plünderten sie das Bethaus, dann zündeten sie es an. Familie Hesky lebte in einem angrenzenden Zimmer und wollte sich in Sicherheit bringen, doch ein SA-Führer sperrte von außen ab. Der Tempel brannte lichterloh, die Familie rief panisch nach Hilfe, drohte im Rauch, der das Zimmer füllte, zu ersticken. Im letzten Moment öffnete ein SA-Mann die Türe. Ein Anrainer setzte sich nahe dem Eingang des Tempels nieder und stimmte inmitten des Leides höhnisch einen hebräisch klingenden Singsang an. „Das Gegröle des angesammelten Pöbels dankte ihm für seine ‚humoristische‘ Vorstellung“, erinnert sich Karl Löwy, der diese Szene erschüttert beobachtet. Auch Margarethe Adelberg sah von ihrer Wohnung aus die Synagoge brennen. Sie war außer sich vor Sorge um ihre Familie und konnte sich nicht mehr beruhigen. Die alte Frau erlitt einen Herzanfall, an dem sie wenige Stunden später starb.
Sexuelle Gewalt gegenüber Frauen
Im Lauf der Nacht breiteten sich die Ausschreitungen auf die ganze Stadt aus. SA-Männer durchkämmten die Wohnungen der Linzer Juden und befahlen ihnen, die Stadt innerhalb von drei Tagen zu verlassen. Dabei scheuten einige nicht davor zurück, sexuelle Gewalt gegen Frauen auszuüben.
Die Bevölkerung reagierte unterschiedlich auf den Pogrom. Manche nutzten die Gelegenheit, sich zu bereichern. Die allermeisten nahmen die Ausschreitungen achselzuckend hin, auch wenn sie diese Vorgänge nicht unbedingt befürworteten. Nur zwei Linzer protestierten bei den NS-Behörden gegen die Übergriffe.